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Software-Test WordPerfect 5.1

Stark verbessert gegenüber dem Vorläufer präsentiert sich WordPerfect 5.1 als professionelles Textverarbeitungsprogramm. Die Installation des Paketes (elf Disketten á 360 KB) ist einfach, die Dokumentation mit rund 1800 Seiten umfangreich.

Obwohl WordPerfect über eine Fülle von Funktionen verfügt, begnügt sich das Programm mit 384-KB-Arbeitsspeicher und kann auch noch von (720-KB-)Disketten betrieben werden. Die Hilfefunktion ist erstmals kontextsensitiv; die wichtigste Neuerung aber besteht in Pull-Down-Menüs, die auch mit der Maus angesteuert werden können. So wird dem Benutzer die verquaste Funktionsauswahl über F-Tasten erspart.

Was die Qualität des Ausdruckes anbelangt, überzeugt WordPerfect hundertprozentig. Wichtig besonders für Wissenschaftler: Ein Formeleditor steht zur Verfügung, mit dem mehr als 1500 Zeichen dargestellt und in Spitzenqualität ausgedruckt werden können. Natürlich bietet WordPerfect erweiterten Komfort, wie man ihn bei dieser Preisklasse erwarten darf. Hier sind die gelungene Druckvorherschau, Makroeditor, Rechtschreibprüfung und Synonymwörterbuch zu nennen.

Schön, dass Grafiken problemlos in den Text integriert werden können. Für die Praxis ist dies allerdings weniger wichtig als eine hervorragende, frei programmierbare Mischfunktion zum Verfassen von Serienbriefen und Listen. Zeitsparend ist auch die Verknüpfung von Text und Tabellenkalkulation: Tabellen aus Lotus 1-2-3, MS-Excel, Symphony, Quattro und PlanPerfect können in den Text integriert und vor dem Ausdruck automatisch neu berechnet werden. Die Kommunikation mit anderen Schreibprogrammen dagegen ist beschränkt auf DOS-Textdateien.

WordPerfect 5.1, WordPerfect GmbH; für IBM-PC/XT, IBM-PC/AT und PS/2-Computer und Kompatible; 1812,60 DM

(erschienen in der WELT am 10. September 1990)

Was ist daraus geworden? Die ehemalige Nummer 1 unter den Textverarbeitungen ist heute – zumindest am Umsatz gemessen – gegenüber Microsofts Word klar im Nachteil. WordPerfect wurde jedoch konsequent gepflegt und weiterentwickelt, sodass zumindest die aktuelle englischsprachige Version heute über viele Funktionen verfügt, die dem Konkurrenzproduckt fehlen.

Software-Test Quattro Pro

Die Berechnung und Analyse großer Datenmengen bewältigt Quattro Pro von Borland. Das Programm verbindet Tabellenkalkulation und Präsentationsgrafik in vorbildlicher Weise. Dabei kann der erstaunliche Leistungsumfang bereits ab 512 KB RAM genutzt werden – Festplatte vorausgesetzt.

Eine hervorragend gestaltete Benutzeroberfläche mit Pull-Down-Menüs, Fenstertechnik und Mausunterstützung sowie eine sorgfältige und umfangreiche Dokumentation erleichtern den Zugang auch zu gehobenen Funktionen. Beim Rechnen glänzt Quattro Pro vor allem bei den mathematischen und Finanzierungsfunktionen.

Matrizenberechnungen, Regressionsanalysen und lineares Optimieren sind möglich, die Eingabe der jeweiligen Formeln wird durch die ausgeklügelten Menüs erheblich erleichtert. Bis zu 64 Dateien können miteinander verknüpft werden, auf Wunsch holt sich das Programm weitere Informationen direkt aus den Datenbanken Paradox, Reflex und dBase.

Die Grafiken – zehn verschiedene Typen sind möglich – können in die Arbeitsblätter integriert und durch Verknüpfung mit den zugehörigen Daten ständig aktuell gehalten werden. Auch wer gesteigerten Wert auf die Präsentation seiner Daten legt, ist mit Quattro Pro gut beraten. Denn die erstellten Grafiken können auf einem „Zeichenbrett“ weiterbearbeitet werden.

Zusätzlich zu Hunderten von Schriftarten werden 3-D-Effekte, Füllmuster, Pfeile, Rasterlinien und Schattierungen sowie geometrische Elemente unterstützt. Eine Bildschirmvoranzeige mit Zoomfunktion gibt einen Vorgeschmack dessen, was Quattro Pro zu Papier bringt: Die Qualität der Ausdrucke ist nämlich schon mit einem 24-Nadel-Drucker bestechend.

Quattro Pro, Borland GmbH; für IBM-Computer und Kompatible; bis 30.9. 282,72 DM, dann 1482 DM.

(erschienen in der WELT vom 4. September 1990)

Was ist daraus geworden? Noch so ein Programm, das einstmals führend war und sich doch nicht durchsetzen konnte. Quattro Pro war einst nicht nur preiswerter, sondern auch besser als Excel. Inzwischen wurde die Software jedoch an Corel verkauft und fristet nun laut Wikipedia nur noch ein Schattendasein in deren Office-Packet.

Software-Test PC Tools 6.0

Komfortable Benutzeroberfläche und Organisationswerkzeug in einem ist das englischsprachige Programm PC Tools 6.0. Es fällt schwer, Funktionen zu finden, die in diesem Softwarepaket nicht enthalten sind. Einmal in den Arbeitsspeicher geladen, wartet PC Tools darauf, auf einen Knopfdruck hin den Benutzer bei allen erdenklichen Funktionen zu unterstützen: Eine „Desktop Utility“ stellt Notizblock, Terminkalender, diverse Taschenrechner und eine leistungsfähige Datenbank zur Verfügung. Der Gebrauch verschiedener Telekommunikationseinrichtungen wird erleichtert, ein Makroeditor hilft bei der Automatisierung komplexer Funktionsabläufe, und ein Clipboard ermöglicht den Transfer von Daten zwischen verschiedenen Programmen.

Diese Leistungen können dank Mausunterstützung, Pull-Down-Menüs und einer kontextsensitiven Hilfefunktion ohne lange Einarbeitungszeit in Anspruch genommen werden. Die Benutzeroberfläche kann an das Niveau des Anwenders angepasst werden und lässt die gebräuchlichen Betriebssysteme im Vergleich erblassen. Das Jonglieren mit Dateien und ganzen Verzeichnissen wird zum Vergnügen. Jede beliebige Zeichenkette kann gesucht und anschließend editiert werden.

Unbefugten Manipulationen lässt sich durch Passwortschutz und Verschlüsselung von Dateien ein Riegel vorschieben. Zeit spart der Benutzer durch ein Cache-Programm, das die Zugriffszeiten auf die Festplatte reduziert. Ein Dateibetrachter macht die Inhalte der meisten Dateien in ihrem Originalformat sichtbar. So können etwa dBase-, Word- oder Lotus-123-Dateien eingesehen werden, ohne die zugehörigen Programme zu starten. Eigene Anwendungen lassen sich leicht in die Menüs der Benutzeroberfläche integrieren. Wünschenswert wäre eine deutschsprachige Version des vielfältigen Programms.

PC Tools Deluxe 6.0, Computer 2000 AG, für IBM PC, XT, PS/2 oder kompatible, 398 DM

(erschienen in der WELT vom 29. August 1990)

Was ist daraus geworden? Mir hat das Programm einige Jahre gute Dienste geleistet. Aber: „Den Sprung in das 32-Bit-Zeitalter haben die PC Tools nicht mehr geschafft“, so die Wikipedia. Aus PC Tools war zuletzt eine ganze Sammlung von Programmen geworden, die von der Firma Symantec vertrieben wurde. Offenbar kamen diese Tools aber nicht so gut an wie die früheren Versionen,  und das Angebot wurde am 4. Dezember 2013 eingestellt.

Software-Test Psion-Chess

Geduldiger als jeder menschliche Schachpartner ist Psion-Chess. Dieses Programm – ein Klassiker – überzeugt durch Spielstärke und eine Reihe von Manipulationsmöglichkeiten, die ein Gegenspieler aus Fleisch und Blut niemals zulassen würde. Eine Installation ist nicht nötig, die knappe Dokumentation ist – Schachkenntnisse vorausgesetzt – ausreichend.

Das Spielbrett lässt sich umdrehen und nach Belieben zwei- oder dreidimensional darstellen. Die Figuren müssen recht umständlich mit dem Cursor bewegt werden. Eine Maus ist leider ebenso wenig vorgesehen wie die direkte Eingabe von Zügen über die Tastatur. Dafür erlaubt Psion-Chess aber die Wahl zwischen 14 Spielstufen, bei denen die Bedenkzeit von beliebig bis zum sofortigen Zugzwang verkürzt werden kann. Während des Spiels ist ein Seitenwechsel jederzeit möglich, eigene Züge können ebenso wie die des Computers zurückgenommen werden. Derartige „Fouls“ werden gerechterweise mit dem Verschwinden der „Turnierstatus“-Anzeige vom Bildschirm bestraft.

Das Programm erlaubt den Aufbau von Stellungen und gibt auf Wunsch auch Tipps für den „optimalen“ Zug. Sofern möglich, löst Psion-Chess auch Aufgaben wie Matt in zwei, drei und sogar acht Zügen. Die gespielten Partien lassen sich abspeichern und an einem beliebigen Punkt fortsetzen oder ändern. Dadurch eignet sich Psion-Chess hervorragend als Trainingspartner.

Trotz des großen Erfolges bei Markteinführung wurde die Produktpflege leider vernachlässigt. So wäre es sicher keine große Mühe gewesen, einen Dateimanager hinzuzufügen, mit dem sich der Verlauf abgespeicherter Partien kommentieren ließe. Dies und die fehlende Möglichkeit, Spiele auch in Kurznotation einzugeben, machen den Aufbau einer Privatbibliothek lehrreicher Partien unnötig schwer.

„Psion-Chess“, Psion GmbH, für IBM-PC und Kompatible; 89,50 DM.

(erschienen in der WELT am 13. Juli 1990)

Was ist daraus geworden? Psion-Chess gibt es immer noch, inzwischen sogar kostenlos. Im DOSGamesArchive.com kann man es herunterladen – eine Gewähr gibt es von mir dafür aber nicht!

Software-Test PC Globe

Elektronischer Atlas und aktuelles Jahrbuch zugleich ist PC Globe 3.0. Die Datenbanken der Vereinten Nationen, der Weltbank und verschiedener amerikanischer Behörden bis zum CIA wurden für die Erstellung des Programmes herangezogen. Karten des gesamten Globus lassen sich darstellen. Mit Cursortasten oder der Maus können 177 Länder angewählt werden, für die einzelnen Länder wiederum lassen sich die großen Städte (1300 insgesamt) sowie Höhenkarten und geographische Besonderheiten anzeigen, was mit EGA- oder VGA-Karte ein farbenfreudiges Vergnügen ist.

Blitzschnell erscheinen Staatenverbände, wie die Opec oder der Warschauer Pakt auf dem Globus in frei definierbaren Farben. Dem Reisenden mit Laptop besorgt PC Globe die Umrechnung seiner Devisen; Entfernungsangaben zwischen den Städten werden ebenso bewältigt wie die Anzeige der jeweiligen Zeitzone. Sehr ergiebig ist die bereits erwähnte Datenbank, der sich Details über die Anzahl der Zahnärzte in Uganda (17) ebenso entnehmen lassen wie Uruguays Einnahmen aus dem Tourismus (443 Millionen Mark jährlich).

Altersverteilung, Sprach- oder Religionszugehörigkeit, Staatsoberhaupt – PC Globe lässt wenige Fragen unbeantwortet. Interessant ist auch der Vergleich der vorhandenen Daten – so macht Erdkunde Spaß. Einträge durch den Benutzer sind leider nicht möglich, sodass dieser sich an die geplanten jährlichen Updates halten muss, die zwischen 30 und 50 Mark kosten sollen.

Daten können im Lotus-1-2-3-Format exportiert werden, Bildschirminhalte lassen sich als PCX- (Paintbrush)Dateien speichern. Bedienung und Installation des Programmes sind einfach, allerdings ist die Unterstützung für nur eine Handvoll Drucker etwas mager ausgefallen.

„PC Globe 3.0“, Markt und Technik Verlag; für IBM PC/XT, IBM PC/AT und PS/2-Computer und Kompatible; 169 Mark.

(erschienen in der WELT am 6. Juli 1990)

Was ist daraus geworden? Laut Wikipedia erschienen noch zwei weitere Ausgaben unter dem Namen PC Globe, eine weitere unter dem neuen Besitzer Broderbund mit dem neuem Namen PC Globe Map-n-Facts. Die hier besprochene Version gibt es als „Abandonware“ noch kostenlos zum Download bei WinWorld. Eine zeitgemäße und verhältnismäßig günstige Alternative ist der Fischer Weltalmanach 2017 mit CD-ROM..

Software-Test DR DOS 3.41

Betriebssysteme sind unerlässlicher Bestandteil eines jeden Computers – sie bilden die Schnittstelle zwischen dem Benutzer und den gekauften Anwenderprogrammen. Gleichzeitig übernimmt ein ideales Betriebssystem die Rolle eines Werkzeugkastens, mit dem der Rechner auf die individuellen Bedürfnisse des Anwenders eingestellt werden kann.

Soweit zur Theorie. In der Praxis jedoch musste sich zumindest der Anfänger bisher durch langweilige und schwer verständliche Handbücher quälen, um wenigstens eine Handvoll der simpelsten Befehle zu erlernen. DR DOS von Digital Research bietet hier eine echte Alternative. Das Programm ist voll kompatibel zur Version 3.3 des Industriestandards, der von IBM (PC-DOS) und der Firma Microsoft (MS- DOS) bestimmt wird, verfügt aber über einige zusätzliche Leistungen.

Die Installation von DR DOS wird über ein Menü gesteuert; eine Hilfefunktion erklärt die verschiedenen Auswahlmöglichkeiten, darunter auch solche, auf die der normale DOS-Anwender – wenn überhaupt – erst nach einiger Zeit stößt. Eine Besonderheit des Programms ist der Passwortschutz, der auf drei „Sicherheitsebenen“ möglich ist. Damit kann selektiv das Lesen, Editieren und Kopieren oder das Löschen und Umbenennen von Dateien kontrolliert werden.

Außerdem verfügt DR DOS über einen Editor, ein rudimentäres Textverarbeitungsprogramm also, das die Bearbeitung von Stapeldateien und ähnlichem erleichtert. Ein Eingabepuffer, dessen Größe vom Benutzer bei der Installation festgelegt werden kann, speichert die zuletzt eingegebenen Befehle an das Betriebssystem, was einige Schreibarbeit ersparen kann. DR DOS verwaltet Festplatten bis zu 512 Megabyte, bietet aber weder eine grafische Benutzeroberfläche noch Mausunterstützung.

„DR DOS 3.41“ von Digital Research; für IBM PC/XT, IBM PC/AT und PS/2 Computer und Kompatible; 150 DM.

(erschienen in der WELT vom 2. Juli 1990)

Was ist daraus geworden? Ein ausführlicher Artikel in der Wikipedia enthält alles Wissenswerte. Die Webseite, auf die dort verwiesen wird, ist zwar ziemlich verwaist, bestellen kann man die letzte Version aber immer noch . Für $79 !

Software-Test PC-Write 3.02

Die deutsche Version des Bestsellers PC-Write 3.02 bietet leistungsstarke Textverarbeitung zu einem günstigen Preis. Die Installation verläuft problemlos, allerdings muss der Arbeitsspeicher zuvor von speicherresidenten Programmen befreit werden. Eine beachtliche Sammlung von Druckertreibern (für über 600 Modelle!) wird mitgeliefert, Mausunterstützung ist ebenfalls vorhanden.

PC-Write verfügt über alle Standardfunktionen einer modernen Textverarbeitung und bietet darüber hinaus noch einige Extras, die sonst nur bei Programmen der obersten Preisklasse zu finden sind. Zu diesen gehobenen Funktionen gehören Spaltensatz, eine Speicherautomatik, Sprungmarken und das automatische Erstellen von Stichwort- und Inhaltsverzeichnissen.

Das Programm ist schnell, die Länge der Texte nur durch den Arbeitsspeicher begrenzt. Hilfreich für Angehörige der schreibenden Zunft ist ein Zähler, der den Umfang von Dokumenten in Bytes, Zeichen, Buchstaben und Wörtern ermittelt. Eine Rechtschreibprüfung ist ebenfalls möglich. Diese weist auf Wunsch schon während der Texteingabe durch einen Summer auf unbekannte Worte hin.

Leider sind die Meldungen der Statuszeile nur mit Hilfe des Handbuchs zu entschlüsseln. Auch die Zusammenstellung der Vielzahl von Menüs und Untermenüs erscheint manchmal etwas willkürlich. Zu viele Tasten und Tastenkombinationen sind mit speziellen Funktionen oder Sonderzeichen belegt, was sich beim Erstellen von Makros störend auswirkt.

Dafür überzeugt die Druckersteuerung. „Punktbefehle“, die direkt in den Text eingegeben werden, erlauben die absolute Kontrolle über alle Druckparameter – endlich kann der Drucker zeigen, was in ihm steckt. PC-Write benötigt 384 KB RAM und kommt auch ohne Festplatte aus.

PC-Write 3.02 deutsch; Kirschbaum Software GmbH; für IBM-PC und PS/2-Computer und Kompatible; 168 Mark.

(erschienen in der WELT am 10. April 1990)

Software-Test StarWriter 3.0

Ein Textverarbeitungsprogramm der Spitzenklasse ist Star Writer 5.0. Die Benutzeroberfläche lehnt sich an den von IBM entwickelten SAA-Standard an, was eine einfache Bedienung mit Dialogboxen und Maussteuerung ermöglicht. Alternativ stehen dem Anwender aber auch Pop-up-Menüs und die weitverbreiteten Wordstar-Ctrl-Befehle zur Verfügung.

Eine freie Skalierung der Graphik ist auch im Nachhinein möglich; der bereits vorhandene Text wird dann automatisch neu formatiert. Star Writer verfügt über eine variable Druckvorherschau, die sich sehen lassen kann. Eine der herausragenden Eigenschaften des Programms ist eine (fast) perfekte, blitzschnelle Trennhilfe, die den gesamten „Duden“ beinhaltet. Auch die Rechtschreibprüfung enthält mit 227 000 Worten den kompletten Duden-Wortschatz.

Star Writer kann die Formate fremder Textverarbeitungsprogramme nicht nur lesen, sondern auch schreiben. Zusätzlich wird eine Datenbankfunktion geboten, die sowohl dBase- als auch SDF-Dateien lesen kann. Die Empfänger von Serienbriefen können aus der Datei selektiert werden; auch die direkte Übernahme einzelner Datensätze in den Text ist möglich.

Abgerundet wird das Paket durch nützliche Details wie den Dateimanager, Taschenrechner, ASCII-Tabelle und eine Logbuchfunktion, mit der sich nachvollziehen lässt, wie lange und mit welchem Ergebnis an einem bestimmten Dokument gearbeitet wurde.

„StarWriter 5.0“ von Star Division; für IBM PC/XT-, IBM PC/AT- und PS/2-Computer und -Kompatible; 998 Mark.

(erschienen in der WELT vom 6. April 1990)

Was ist daraus geworden? Die Geschichte dieses Programmes könnt Ihr in ausführlich bei Wikipedia nachlesen. Die Kurzversion lautet, dass der StarWriter erst mit anderen Programmen zur Office-Software gebündelt wurde, dann an Sun Microsystems verkauft wurde und als Open Office wiedergeboren wurde. Open Office selbst wurde inzwischen eingestellt, in der kostenlosen Office-Software LibreOffice steckt aber immer noch mehr als ein Körnchen StarWriter ´drin.

Software-Test Paradox 3.0

Beeindruckend ist nicht nur der Umfang der mitgelieferten Handbücher (vier Kilogramm beziehungsweise über 2000 Seiten). Die Leistung des Datenbanksystems Paradox 3.0 geht auch sonst weit über das hinaus, was Otto Normalverbraucher benötigt. Für dessen Ansprüche genügt denn auch das Studium eines schmalen Bandes von rund 150 Seiten, der ebenso wie die restlichen Dokumentationen hilfreich und übersichtlich zugleich ist.

Auffällig ist die „Intuition“ des Programms, Paradox scheint zu ahnen, was der Anwender im Sinn hat, sichert ohne vorherige Aufforderung, verzeiht und korrigiert Fehler bei der Arbeit, die bei anderen Programmen schnell zur Verstümmelung ganzer Dateien führen können.

Die Daten werden in Tabellenform dargestellt, auf Wunsch auch in Formularen, die der Anwender frei gestalten kann. Ein Formular, erlaubt dabei sogar die Darstellung oder Eingabe von Datensätzen in verschieden Tabellen gleichzeitig. Verzwickte Abfragen, auch über mehrere verknüpfte Dateien hinweg, lassen sich ohne große Mühe erstellen. Abfrage durch Beispiel (QBE) heißt hier das Zauberwort: Der Benutzer schreibt in eine Abfragetabelle ein Beispiel der gewünschten Antwort – Paradox erledigt den Rest.

Das Programm übernimmt auf Wunsch auch die Übersetzung in die professionelle SQL-Sprache und erlaubt damit selbst Anfängern die Nutzung der meisten kommerziellen Datenbanken. Das Ergebnis jeder Abfrage wird automatisch in einer Antworttabelle gespeichert, aus der sich durch Knopfdruck ein Report oder eine Grafik zaubern lässt. Bei letzterer ist Paradox der Konkurrenz haushoch überlegen: Außer der Wahl zwischen zehn verschiedenen Grafiktypen hat man die volle Kontrolle über Titel, Farben, Achsen und Skalierung.

Für Profis, denen an das nicht genügt, stehen „natürlich“ auch noch Makros, ein Anwendungsgenerator, und die hochentwickelte Programmiersprache PAL zur Verfügung. Paradox begnügt sich mit 512 KB und benötigt eine Festplatte.

Paradox 3.0; Borland GmbH; für IBM-PC und PS/2-Computer und Kompatible; 2451 Mark.

(erschienen in der WELT am 4. April 1990)

Was ist daraus geworden? Habe ein wenig herumgesucht und festgestellt, dass die Firma Corel das Programm zuletzt in der Version 11 vertrieben hat. Aktuell gibt es auf deren Webseiten jedoch keine Hinweise, sodass zu befürchten ist, dass auch diese einstmals führende Software gerade an Altersschwäche stirbt.

Software-Test Framework III

Framework III von Ashton-Tate ist ein sogenanntes integriertes Programm: Es bietet Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Datenbanken, Graphik, und Datenfernübertragung unter einer einheitlichen Benutzeroberfläche an. Ein Zusatzmodul namens Timeframe kann in den Arbeitsspeicher gerufen werden und kümmert sich dann um Routinearbeiten wie Terminverwaltung und Adressregister, stellt einen Taschenrechner bereit oder erleichtert das Schreiben von Memoranden und Serienbriefen.

Im Jahr 1990 war Bürosoftware ziemlich schlicht und ziemlich teuer. Das hier vorgestellte Framework III etwa kostete 2451 Mark (ca € 1250).

Charakteristisch für Framework ist die Arbeit mit Fenstern („Frames“), in denen alle Daten abgelegt werden. Ihre Größe und Position kann auf dem Bildschirm frei verändert werden. Frames lassen sich zu thematischen Gruppen zusammenfassen, per Tastendruck entsteht daraus ein „Konzept“. Diese Einheiten erleichtern die Gliederung nach über- und untergeordneten Gesichtspunkten und somit den Umgang mit großen Datenmengen.

Durchdacht ist die Belegung der Funktionstasten: In allen Programmteilen wirkt ein Tastendruck nach dem gleichen Grundmuster. So werden etwa Textteile, Datensätze oder ganze Dateien nach dem gleichen Prinzip markiert, kopiert oder verlagert. Erfreulicherweise bietet die neueste Version jetzt auch eine Unterstützung für die Maus an.

Der Austausch von Daten mit Fremdprogrammen ist leicht. Die Formate der meisten gängigen Programme können sowohl gelesen als auch geschrieben werden, entsprechende Wahlmöglichkeiten sind in den Menüs bereits enthalten. Auf die Datenfernübertragung mittels Telefon oder dem Datex-P-Netz der Deutschen Bundespost ist das Softwarepaket ebenfalls eingerichtet.

Framework ist bedienerfreundlich und gemessen an seiner Leistungsfähigkeit leicht zu erlernen. Die Dokumentation bleibt trotz des großen Umfangs (drei Handbücher) übersichtlich; die Hilfefunktion ist so ausführlich, dass das Blättern im Anwenderhandbuch meist unterbleiben kann. Mindestens 640 kB Arbeitsspeicher benötigt das Programm. Zwar lässt sich die Software auch ohne Festplatte nutzen, dann leidet aber die Geschwindigkeit.

„Framework III“; Ashton-Tate GmbH; für IBM PC/XT, IBM PC/AT oder Kompatible; 2451 Mark.

(erschienen in der WELT am 7. März 1990)

Was ist daraus geworden? Kurz und bündig erklärt Wikipedia: „Die letzte von Ashton-Tate entwickelte Version wurde 1989 als Framework IV herausgebracht. Mit dem Aufkommen von Microsoft Windows wurde Framework zunehmend unbedeutend und konnte sich nicht gegen Programme wie Microsoft Office durchsetzen“. Die hier besprochene Version steht aber immer noch im Internet und wird von der Seite WinWorld zum Download bereitgestellt.