Zum Hauptinhalt springen

Software-Test WordPerfect 5.1

Stark verbessert gegenüber dem Vorläufer präsentiert sich WordPerfect 5.1 als professionelles Textverarbeitungsprogramm. Die Installation des Paketes (elf Disketten á 360 KB) ist einfach, die Dokumentation mit rund 1800 Seiten umfangreich.

Obwohl WordPerfect über eine Fülle von Funktionen verfügt, begnügt sich das Programm mit 384-KB-Arbeitsspeicher und kann auch noch von (720-KB-)Disketten betrieben werden. Die Hilfefunktion ist erstmals kontextsensitiv; die wichtigste Neuerung aber besteht in Pull-Down-Menüs, die auch mit der Maus angesteuert werden können. So wird dem Benutzer die verquaste Funktionsauswahl über F-Tasten erspart.

Was die Qualität des Ausdruckes anbelangt, überzeugt WordPerfect hundertprozentig. Wichtig besonders für Wissenschaftler: Ein Formeleditor steht zur Verfügung, mit dem mehr als 1500 Zeichen dargestellt und in Spitzenqualität ausgedruckt werden können. Natürlich bietet WordPerfect erweiterten Komfort, wie man ihn bei dieser Preisklasse erwarten darf. Hier sind die gelungene Druckvorherschau, Makroeditor, Rechtschreibprüfung und Synonymwörterbuch zu nennen.

Schön, dass Grafiken problemlos in den Text integriert werden können. Für die Praxis ist dies allerdings weniger wichtig als eine hervorragende, frei programmierbare Mischfunktion zum Verfassen von Serienbriefen und Listen. Zeitsparend ist auch die Verknüpfung von Text und Tabellenkalkulation: Tabellen aus Lotus 1-2-3, MS-Excel, Symphony, Quattro und PlanPerfect können in den Text integriert und vor dem Ausdruck automatisch neu berechnet werden. Die Kommunikation mit anderen Schreibprogrammen dagegen ist beschränkt auf DOS-Textdateien.

WordPerfect 5.1, WordPerfect GmbH; für IBM-PC/XT, IBM-PC/AT und PS/2-Computer und Kompatible; 1812,60 DM

(erschienen in der WELT am 10. September 1990)

Was ist daraus geworden? Die ehemalige Nummer 1 unter den Textverarbeitungen ist heute – zumindest am Umsatz gemessen – gegenüber Microsofts Word klar im Nachteil. WordPerfect wurde jedoch konsequent gepflegt und weiterentwickelt, sodass zumindest die aktuelle englischsprachige Version heute über viele Funktionen verfügt, die dem Konkurrenzproduckt fehlen.

Software-Test PC-Write 3.02

Die deutsche Version des Bestsellers PC-Write 3.02 bietet leistungsstarke Textverarbeitung zu einem günstigen Preis. Die Installation verläuft problemlos, allerdings muss der Arbeitsspeicher zuvor von speicherresidenten Programmen befreit werden. Eine beachtliche Sammlung von Druckertreibern (für über 600 Modelle!) wird mitgeliefert, Mausunterstützung ist ebenfalls vorhanden.

PC-Write verfügt über alle Standardfunktionen einer modernen Textverarbeitung und bietet darüber hinaus noch einige Extras, die sonst nur bei Programmen der obersten Preisklasse zu finden sind. Zu diesen gehobenen Funktionen gehören Spaltensatz, eine Speicherautomatik, Sprungmarken und das automatische Erstellen von Stichwort- und Inhaltsverzeichnissen.

Das Programm ist schnell, die Länge der Texte nur durch den Arbeitsspeicher begrenzt. Hilfreich für Angehörige der schreibenden Zunft ist ein Zähler, der den Umfang von Dokumenten in Bytes, Zeichen, Buchstaben und Wörtern ermittelt. Eine Rechtschreibprüfung ist ebenfalls möglich. Diese weist auf Wunsch schon während der Texteingabe durch einen Summer auf unbekannte Worte hin.

Leider sind die Meldungen der Statuszeile nur mit Hilfe des Handbuchs zu entschlüsseln. Auch die Zusammenstellung der Vielzahl von Menüs und Untermenüs erscheint manchmal etwas willkürlich. Zu viele Tasten und Tastenkombinationen sind mit speziellen Funktionen oder Sonderzeichen belegt, was sich beim Erstellen von Makros störend auswirkt.

Dafür überzeugt die Druckersteuerung. „Punktbefehle“, die direkt in den Text eingegeben werden, erlauben die absolute Kontrolle über alle Druckparameter – endlich kann der Drucker zeigen, was in ihm steckt. PC-Write benötigt 384 KB RAM und kommt auch ohne Festplatte aus.

PC-Write 3.02 deutsch; Kirschbaum Software GmbH; für IBM-PC und PS/2-Computer und Kompatible; 168 Mark.

(erschienen in der WELT am 10. April 1990)

Software-Test StarWriter 3.0

Ein Textverarbeitungsprogramm der Spitzenklasse ist Star Writer 5.0. Die Benutzeroberfläche lehnt sich an den von IBM entwickelten SAA-Standard an, was eine einfache Bedienung mit Dialogboxen und Maussteuerung ermöglicht. Alternativ stehen dem Anwender aber auch Pop-up-Menüs und die weitverbreiteten Wordstar-Ctrl-Befehle zur Verfügung.

Eine freie Skalierung der Graphik ist auch im Nachhinein möglich; der bereits vorhandene Text wird dann automatisch neu formatiert. Star Writer verfügt über eine variable Druckvorherschau, die sich sehen lassen kann. Eine der herausragenden Eigenschaften des Programms ist eine (fast) perfekte, blitzschnelle Trennhilfe, die den gesamten „Duden“ beinhaltet. Auch die Rechtschreibprüfung enthält mit 227 000 Worten den kompletten Duden-Wortschatz.

Star Writer kann die Formate fremder Textverarbeitungsprogramme nicht nur lesen, sondern auch schreiben. Zusätzlich wird eine Datenbankfunktion geboten, die sowohl dBase- als auch SDF-Dateien lesen kann. Die Empfänger von Serienbriefen können aus der Datei selektiert werden; auch die direkte Übernahme einzelner Datensätze in den Text ist möglich.

Abgerundet wird das Paket durch nützliche Details wie den Dateimanager, Taschenrechner, ASCII-Tabelle und eine Logbuchfunktion, mit der sich nachvollziehen lässt, wie lange und mit welchem Ergebnis an einem bestimmten Dokument gearbeitet wurde.

„StarWriter 5.0“ von Star Division; für IBM PC/XT-, IBM PC/AT- und PS/2-Computer und -Kompatible; 998 Mark.

(erschienen in der WELT vom 6. April 1990)

Was ist daraus geworden? Die Geschichte dieses Programmes könnt Ihr in ausführlich bei Wikipedia nachlesen. Die Kurzversion lautet, dass der StarWriter erst mit anderen Programmen zur Office-Software gebündelt wurde, dann an Sun Microsystems verkauft wurde und als Open Office wiedergeboren wurde. Open Office selbst wurde inzwischen eingestellt, in der kostenlosen Office-Software LibreOffice steckt aber immer noch mehr als ein Körnchen StarWriter ´drin.

Software-Test Word 5.0

Es fällt schwer, Funktionen zu finden, die in der jüngsten Version des Textverarbeitungsprogrammes von Microsoft, Word 5.0, nicht enthalten sind: Eine leicht überschaubare Benutzeroberfläche mit einer exzellenten Hilfefunktion war schon zuvor enthalten. Hinzugekommen ist die Möglichkeit, Graphiken in den Text einzubinden, das Layout zu kontrollieren oder ein umfangreiches Synonymwörterbuch zu nutzen. Eine leicht verständliche Dokumentation erleichtert Anfängern den Einstieg.

Bis zu acht Fenster können gleichzeitig geöffnet sein. Eine sinnvolle Neuerung sind die Textmarken, die das Auffinden bestimmter Passagen in längeren Dokumenten sehr vereinfachen. Gleichzeitig werden umfangreiche Querverweise möglich. Sehr gut ist auch der Dateimanager, der es ermöglicht, alle Verzeichnisse unter beliebigen Kriterien (Datum, Autor, Inhalt) nach Texten zu durchsuchen. Das Zeichnen von Linien und Kästen, in die dann auch Graphiken importiert werden können, ist eine Kleinigkeit. Zusätzlich zu einer Reihe von vorgegebenen Makros kann man auch eigene schreiben.

Für das Rechtschreibprogramm mit Trennhilfe gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Gerade bei der Trennung treten beim „ck“ und dem „ß“ noch Probleme auf. Das umfangreiche Synonymwörterbuch kann im Gegensatz zur Rechtschreibdatei leider nicht durch eigene Einträge ergänzt werden.

Word 5.0 ist eines der relativ wenigen Programme, welches sowohl unter dem neuen Betriebssystem OS/2 als auch unter DOS läuft. Dennoch hat es auch seine schwachen Seiten: Die beiliegende Tastaturschablone passt nicht zu den gebräuchlichen Keyboards, einige der Druckertreiber umfassen weniger Schrifttypen als die Vorläuferversion.

„Word 5.0“; Microsoft GmbH; für IBM PC/XT, IBM PC/AT oder kompatible, IBM PS/2; 1699 Mark

(erschienen in der WELT am 24. Januar 1990)