An die 5000 Artikel habe ich bislang geschrieben, den Großteil über Krankheiten anderer Leute. Heute will ich dagegen über mich und meine Krankheit reden: Ich bin Bipolar, habe also die manisch-depressive Krankheit. Es ist kein seltenes Leiden, in Deutschland ist nach Schätzungen mindestens jede 50. Person betroffen, womöglich sogar jede 30.
Die manisch-depressive Krankheit trifft Unbekannte wie Promis gleichermaßen. Zu denjenigen, die sich öffentlich geoutet haben, zählen die Schauspielerin Carrie Fisher, bekannt für ihre Rolle als Prinzessin Leia in „Star Wars“. Die Oscar-Preisträgerin Catherine Zeta-Jones, die Schauspielerin Vivien Leigh, bekannt für ihre Rolle als Scarlett O’Hara in „Vom Winde verweht“, der Actionfilmstar Jean-Claude Van Damme, und Kurt Cobain, der durch Selbstmord verstorbene Frontmann der Band Nirvana.
Auch Robbie Williams, der britische Sänger und Entertainer, hat in verschiedenen Interviews offen über seine psychischen Gesundheitsprobleme gesprochen, darunter Depressionen, Angststörungen und Suchtprobleme. Es gab Spekulationen und Diskussionen über die Möglichkeit, dass er an einer bipolaren Störung leidet, aber Williams selbst hat keine offizielle Diagnose dieser spezifischen Erkrankung öffentlich bestätigt.
Der reichste Mann der Welt – Elon Musk – hat selbst nie öffentlich bestätigt, dass er eine bipolare Störung hat. Allerdings hat er in verschiedenen Interviews und Tweets angedeutet, dass er gelegentlich extreme Höhen und Tiefen in seiner Stimmung erlebt. In einem Tweet aus dem Jahr 2017 beschrieb er diese als „manisch-depressiv“, was in der Öffentlichkeit zu Spekulationen führte, dass er möglicherweise an einer bipolaren Störung leidet.
Die Liste geht weiter: Sinead O’Connor: Die irische Sängerin hat offen über ihre psychischen Gesundheitsprobleme gesprochen, einschließlich ihrer Diagnose mit bipolarer Störung. Mariah Carey: Die berühmte Sängerin gab 2018 bekannt, dass sie seit vielen Jahren mit bipolarer Störung lebt und lange Zeit zögerte, ihre Diagnose öffentlich zu machen.
Zwischen Himmel und Hölle
Den Namen hat die Bipolare Störung von den Extremen, zwischen denen die Betroffenen hin- und hergerissen werden. In den manischen Phasen fühlt man sich sehr glücklich, energiegeladen und übermäßig aktiv. Man trifft womöglich impulsive Entscheidungen, braucht kaum Schlaf und fühlt sich unbesiegbar – was manchmal sehr gefährlich werden kann. In den depressiven Phasen fühlen Bipolare sich sehr traurig, hoffnungslos und antriebslos. Es fällt ihnen schwer, alltägliche Aufgaben zu erledigen, und sie können sich sogar zurückziehen oder Gedanken über den Tod haben. Die Selbstmordrate Bipolarer Menschen ist sieben Mal größer als im Durchschnitt der Bevölkerung.
Zwischen den Extremen kann die Stimmung einer Person normal sein, aber die Schwankungen können ohne Vorwarnung auftreten und das Leben stark beeinträchtigen.
Im Extremfall kann eine Einweisung des Patienten in eine psychiatrische Klinik erforderlich sein, und zwar in die geschlossene Abteilung. Die Ärzte und Pfleger versuchen dann, mit Medikamenten und einem streng geregelten Tagesablauf den Patienten wieder in den „Normalbereich“ zurückzuführen.
Bei mir war das drei Mal der Fall: In den Jahren 2002, 2012 und zuletzt im Juli 2024. Ob oder wann es wieder dazu kommt, kann man nicht vorhersagen. Ich nehme meine Pillen, um einen Rückfall zu verhindern, versuche aber gleichzeitig, von der vermehrten Energie in der „prämanischen“ Phase zu profitieren. Es ist ein Balanceakt, und je besser der Patient auf sich aufpasst, umso eher kann er gelingen.
Die rote Linie ist überschritten, wenn ein Realitätsverlust eintritt. In meiner ersten Manie wollte ich zum Beispiel Gutes tun, um meine Beziehung zu retten (was normal sein dürfte), bin dann aber immer mehr in die Rolle eines Weißen Ritters gekommen, und habe mich am Schluss tatsächlich für einen gehalten. In der 2. manischen Phase war ich besessen von dem Gedanken, eine Firma zu gründen. Die Idee war gut genug, um bereits einige Mitstreiter um mich zu sammeln, doch dann schlug die Manie richtig zu.
In meiner 3. Manie habe ich mein Thema „Die Welt verbessern“ wieder aufgenommen. Ich glaub, dass ich (noch) keinen Realitätsverlust hatte, doch die Ärzte waren anderer Meinung…
Nun bin ich wieder im Alltag angelangt, und versuche tatsächlich die Welt zu verbessern – allerdings in kleinen Schritten und in dem Bewusstsein, dass ich NICHT allmächtig bin.
Puh. Jetzt ist mir leichter, und Ihr / Sie kennt jetzt meinen Hintergrund.
Es folgen noch ein paar Buchtipps mit Links zu Amazon (bei Kauf bekomme ich 15 % Provision) für diejenigen, die sich genauer mit dem Thema beschäftigen wollen – sei es, weil sie selbst unter der Krankheit „leiden“, oder um betroffen Angehörige und Freunde besser zu verstehen.
Lesetipps:
- Electroboy: Ein manisches Leben von Andy Behrman. Dieses Buch beschreibt die extremen Höhen und Tiefen des Lebens des Autors, bevor er schließlich die Diagnose bipolarer Störung erhielt.
- Meine ruhelose Seele: Die Geschichte einer bipolaren Störung von Kay Redfield Jamison. Die Autorin, selbst Psychologin und Expertin für bipolare Störungen, teilt in diesem Buch ihre eigenen Erfahrungen mit der Krankheit.
- (nur auf englisch) Touched with Fire: Manic-Depressive Illness and the Artistic Temperament von Kay Redfield Jamison. Hier verknüpft die Autorin wissenschaftliche Einblicke in die bipolare Störung mit Geschichten über berühmte Künstler, die möglicherweise an der Krankheit litten.
(Text in Teilen erstellt mit Hilfe der KI ChatGPT)