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Software-Test Symphony

Das Programm Symphony von Lotus gilt mittlerweile als Klassiker unter den integrierten Programmen. Dieser Typ Software bietet eine Vielzahl von Funktionen unter einem Dach: Textverarbeitung, das Erstellen von Geschäftsgraphiken, Einrichten und Verwalten von Datenbanken und die Kommunikation mit anderen Computern.

Die Stärke von Symphony liegt vor allem in der Tabellenkalkulation, die eine große Anzahl von mathematischen und statistischen Funktionen bereithält. Umfangreiche Möglichkeiten der Finanzberechnung berücksichtigen die deutschen Normen. Eine eigene Befehlssprache ermöglicht dem fortgeschrittenen Anwender, das Programm auf seine speziellen Bedürfnisse anzupassen.

Sogenannte Arbeitsblätter verbinden die fünf verschiedenen „Gesichter“ des Programms und sorgen damit für eine einheitliche Darstellung. Mit identischen Funktionstasten werden jeweils vergleichbare Arbeiten ausgeführt – vorausgesetzt, der Benutzer kann die Inschriften auf der winzigen Tastaturschablone entziffern, die dem Programmpaket beigelegt wurde.

Ein ausführliches Tutorium erleichtert den Umgang mit Symphony erheblich; das erspart zumeist den Umgang mit den Handbüchern, die leider nicht besonders übersichtlich geraten sind. Eine Maus könnte den Gang durch die einzelnen Menü-Ebenen oft abkürzen, doch gibt es keine Möglichkeit, dieses nützliche Zusatzgerät einzusetzen. Auch sucht man für eine ganze Reihe neuerer Druckermodelle vergeblich nach Treibern. Insgesamt hätte das Programm eine Überarbeitung nötig, wenn Lotus wieder die Spitzenposition bei integrierten Programmen einnehmen will.

Symphony benötigt 384 kB freien Arbeitsspeicher, mit Rechtschreibprüfung sind es 512 kB. Für den Betrieb reichen zwei Diskettenlaufwerke aus.

„Symphony 2.0“; Lotus Development GmbH; für IBM PC/XT, IBM PC/AT oder kompatible, IBM PS/2; 2502 Mark.

(erscheinen in der WELT vom 28. Februar 1990)

Was ist daraus geworden? Lotus hat das Programm zunächst weiterentwickelt, später wurde Lotus von IBM übernommen. Der Versuch, unter dem klangvollen alten Namen ein kostenloses Office-Paket zu vertreiben war indes nicht gerade erfolgreich, und im Dezember 2014 hat man dieses Projekt offiziell beerdigt

Software-Test Norton Utilities

Den Zweck dieser Programmsammlung macht ein Blick auf das Handbuch klar: Auf dem Einband ist ein Rettungsring abgebildet. Wenn der Anwender seine neu erstellten oder ergänzten Dateien nicht gesichert hatte und bei der nächsten Sitzung haareraufend ihren Verlust feststellt, dann schlägt die Stunde des „Daten-Doktors“.

Die neueste Version der „Norton Utilities“ erlaubt es nahezu alle Fehlerquellen, die auf Festplatte oder Diskette auftreten können, zu entdecken und auszuschalten. Hunderte von Tests werden hier automatisch durchgeführt, ohne dass der Benutzer umständliche Befehle eingeben und über unverständlichen Handbüchern brüten muss. Fehlerhafte Bereiche werden angezeigt, dort abgelegte Daten lassen sich durch Umkopieren retten.

Darüber hinaus versammeln sich unter der einheitlichen und überschaubaren Benutzeroberfläche des „Norton Integrator“ noch eine ganze Reihe weiterer sinnvoller Funktionen, die mit Pop-up Menüs und Dialogfenstern aufgerufen werden. Die Arbeit mit dem eher kargen Betriebssystem DOS wird so erheblich erleichtert. Versehentlich gelöschte Dateien lassen sich meist vollautomatisch wiederherstellen. In besonders schwierigen Fällen stellt das Programm einen benutzerfreundlichen elektronischen Werkzeugkasten zur Verfügung. Damit können verstreute Programmteile auf der Festplatte gesucht und wieder aneinandergefügt werden.

Mit dem neuen „Batch-Enhancer“ kann der Benutzer eigenen Stapeldateien zusätzlichen Pep verleihen. Kästen und Fenster, Töne und Tastaturabfragen erlauben es nun, diese Dateien interaktiv zu gestalten. Abgerundet wird der positive Eindruck durch die Möglichkeit, alle Ergebnisse auf den Drucker umzuleiten.

„Norton Utilities Advanced Edition 4.5″, Markt und Technik Verlag AG, für IBM-PC und kompatible, 399 Mark

(erschienen in der WELT am 21. Februar 1990)

Was ist daraus geworden? Die hier besprochene Version können Nostalgiker sich immer noch auf der Webseite Winworld herunterladen. Natürlich ist sie veraltet und für einen modernen Computer ziemlich unnütz. Auf Amazon habe ich aber die Version 16 gefunden, und beim Hersteller scheint es eine noch neuere Variante zu geben, die Norton Utilities 2017.

Software-Test Sidekick Plus

Es gibt zwei Möglichkeiten, Ordnung ins Büro zu bringen: Entweder man vertraut auf ein Sammelsurium von Hilfsmitteln – Telefonbücher, Terminkalender, Taschenrechner, Karteikasten und Kopiergerät -, oder aber man simuliert diese Funktionen auf dem Computer.

Dazu dient Sidekick Plus, ein Programm, das im Arbeitsspeicher residiert, also jederzeit mit einem Tastendruck aufgerufen werden kann, auch wenn der Benutzer gerade mit einem anderen Programm arbeitet. Für diesen Luxus opfert der Anwender etwa 80 Kb seines Hauptspeichers.

Per Tastendruck verfügbar: die vielfältigen Funktionen von Sidekick Plus

Jeder Geistesblitz kann sofort mit dem elektronischen Notizblock festhalten werden, der im Grunde ein vollwertiges Textverarbeitungsprogramm darstellt. Textbereiche oder Zahlenblocks können in Dateien des Notizbuches kopiert und zur weiteren Verwendung abgespeichert werden. Diese Ablage stellt sich als eine der wichtigsten Funktionen heraus. Das „Schwarze Brett“ kann viel‘ Arbeit einsparen, indem Daten von einer Anwendung in die andere. übertragen werden. Der Austausch von Grafiken zwischen verschiedenen Programmen wird allerdings auch von der neuesten Version nicht bewältigt.

Ein eingebauter Kalender mit Alarmfunktion erinnert an Termine und erlaubt die Suche nach Verabredungsorten ebenso wie grafische Wochen- bzw. Monatsübersichten. Gleich vier Rechner stellt Sidekick zur Verfügung, so dass kaufmännische und wissenschaftliche Anforderungen gleichermaßen erfüllt werden. Ein Dateimanager übernimmt die Funktionen des Betriebssystems, zusätzlich erlaubt Sidekick die Suche nach Texten und das komfortable Kopieren oder Verschieben ganzer Dateigruppen. Wohl dem, der über ein Modem verfügt. Das Programm kann dann selbständig Anrufe erledigen, wobei zuvor abgespeicherte Adressen und Telefonnummern benutzt‘ werden. Datenbankabfragen und der Unterhalt einer Mailbox werden so ebenfalls möglich.

Für den ernsthaften PC-Benutzer, der viel Zeit vor dem Bildschirm verbringt, ist Sidekick sicher eine Erleichterung.

„Sidekick Plus“; Borland GmbH; für IBM PC und PS/2 Computer und Kompatible; 511 Mark.

(erschienen in der WELT am 9. Februar 1990)

Was ist daraus geworden? Sidekick wird heute nicht mehr vertrieben, als „Abandonware“ wurde es von der Firma Borland aufgegeben. Auf der Webseite Winworld, die sich der Archivierung solcher Programme widmet, kann man aber immer noch Sidekick herunter laden. Bitte beachten: Diese Webseite sieht zwar legal aus, bürgen kann ich dafür aber nicht!

Software-Test Word 5.0

Es fällt schwer, Funktionen zu finden, die in der jüngsten Version des Textverarbeitungsprogrammes von Microsoft, Word 5.0, nicht enthalten sind: Eine leicht überschaubare Benutzeroberfläche mit einer exzellenten Hilfefunktion war schon zuvor enthalten. Hinzugekommen ist die Möglichkeit, Graphiken in den Text einzubinden, das Layout zu kontrollieren oder ein umfangreiches Synonymwörterbuch zu nutzen. Eine leicht verständliche Dokumentation erleichtert Anfängern den Einstieg.

Bis zu acht Fenster können gleichzeitig geöffnet sein. Eine sinnvolle Neuerung sind die Textmarken, die das Auffinden bestimmter Passagen in längeren Dokumenten sehr vereinfachen. Gleichzeitig werden umfangreiche Querverweise möglich. Sehr gut ist auch der Dateimanager, der es ermöglicht, alle Verzeichnisse unter beliebigen Kriterien (Datum, Autor, Inhalt) nach Texten zu durchsuchen. Das Zeichnen von Linien und Kästen, in die dann auch Graphiken importiert werden können, ist eine Kleinigkeit. Zusätzlich zu einer Reihe von vorgegebenen Makros kann man auch eigene schreiben.

Für das Rechtschreibprogramm mit Trennhilfe gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Gerade bei der Trennung treten beim „ck“ und dem „ß“ noch Probleme auf. Das umfangreiche Synonymwörterbuch kann im Gegensatz zur Rechtschreibdatei leider nicht durch eigene Einträge ergänzt werden.

Word 5.0 ist eines der relativ wenigen Programme, welches sowohl unter dem neuen Betriebssystem OS/2 als auch unter DOS läuft. Dennoch hat es auch seine schwachen Seiten: Die beiliegende Tastaturschablone passt nicht zu den gebräuchlichen Keyboards, einige der Druckertreiber umfassen weniger Schrifttypen als die Vorläuferversion.

„Word 5.0“; Microsoft GmbH; für IBM PC/XT, IBM PC/AT oder kompatible, IBM PS/2; 1699 Mark

(erschienen in der WELT am 24. Januar 1990)

Software-Test dBase IV

Mit dBase IV, der neuesten Version des meistgebrauchten Datenbanksystems für Personal Computer, hofft Hersteller Ashton Tate auch weiterhin die Nase vom zu behalten. Dreieinhalb Megabyte Speicherplatz benötigt das komplette Programm. Dies macht eine Festplatte unentbehrlich; auch die geforderten 640 Kilobyte Arbeitsspeicher (RAM) sind längst nicht bei allen IBM-kompatiblen Rechnern vorhanden.

Ein Pull-down-Menüsystem steuert die Installation, die etwa 30Minuten beansprucht. Mitgelieferte Druckertreiber machen aufwendige Anpassungen, die bei früheren Versionen nötig waren, überflüssig. Beim Start meldet sich dBase mit einer Benutzeroberfläche, die ihrem Namen „Regiezentrum“ alle Ehre macht. Sechs Funktionsbereiche ermöglichen das Erstellen und Bearbeiten von Dateien, Abfrageroutinen und Bildschirmmasken. Berichte und Etiketten können aus den vorhandenen Daten erstellt werden, eigene Programme lassen sich mit oder ohne Hilfe eines „Programmgenerators“ schreiben. Leider kann auch diese dBase-Version immer noch keine Grafiken erstellen.

Vom Regiezentrum aus öffnen sich ständig neue Fenster, die bald den gesamten Bildschirm einnehmen. Die Übersichtlichkeit bleibt dabei allerdings auf der Strecke. Dafür entschädigt die Möglichkeit, alle Systemparameter frei einstellen zu können, sowie die verbesserte Darstellung und Bearbeitung von Dateien. Funktionstasten lassen sich vom Benutzer dreifach belegen. Die besonders leistungsstarke Programmiersprache von dBase wurde nochmals um mehr als 200 Befehle und Funktionen erweitert. Die Dokumentation ist ausführlich, eine Einführungsdiskette oder ein entsprechendes Kapitel bei der Hilfefunktion aber wäre für Einsteiger besser verständlich gewesen.

dBase IV; Ashton Tate GmbH; für IBM PC/XT, IBM PC/AT oder Kompatible, IBM PS/2; 2679 Mark

(erschienen in der WELT vom 5. Januar 1990)

Was ist daraus geworden? Ich habe dieses Programm damals selbst mit Begeisterung genutzt, um damit alles Mögliche zu erfassen und zu katalogisieren – von den Fachartikeln, die ich gelesen habe, bis zu meiner Briefmarkensammlung. Bescheidene Programmierversuche habe ich ebenfalls unternommen, besonders weit bin ich damit aber nicht gekommen. dBase war laut Wikipedia das erste weithin genutzte dateibasierende Datenbankmanagementsystem und hat mit seiner Syntax und Datenstruktur einen Quasistandard geschaffen, den eine Reihe von Unternehmen für ähnliche Systeme übernommen haben. Viele Jahre lang waren Programme, die dBASE-Dateien verwendeten, fast überall auf PCs zu finden. Heute gilt das Programm dBase IV jedoch als veraltet. Tot ist dBase aber noch lange nicht. Es wechselte mehrmals den Besitzer, wurde weiterentwickelt und war, als ich zuletzt nachgeschaut habe, in der Version dBase Plus 10 bei der gleichnamigen Firma für $ 499 erhältlich.

Computervirus gefährdet medizinische Dateien

Wie nett, da verteilt doch tatsächlich eine Firma, die um das Wohl der Menschheit besorgt zu sein scheint, zur Weihnachtszeit eine Diskette mit Informationen zum Thema Aids. Ein kleiner Zettel ist beigelegt, in englischer Sprache. Kurze Beschreibung des Programms – klingt wirklich interessant, die Gebrauchsanweisung. Diskette ins Laufwerk schieben und „Install“ eintippen; nach wenigen Minuten ist das Programm einsatzbereit.

Das Kleingedruckte auf der Rückseite des Beipackzettels wird übergangen: Von „beschränkter Haftung“ ist da zu lesen und von einem „Lizenzabkommen“ – Juristensprache, wen interessiert das schon? Bald darauf grüßt das Programm den ahnungslosen Benutzer, verkündet gar, dass es Leben retten könne. Die ersten Informationen erscheinen auf dem Bildschirm.

Aids-Aufklärung mit verhängnisvollen Extras

Gefragt wird nach dem Alter, dem Herkunftsland, Drogenkonsum und anderen Risikofaktoren, auch explizite Fragen zum Sexualverhalten fehlen nicht. Nach Abschluss der hochnotpeinlichen Untersuchung wird der Proband in eine von sieben Risikogruppen eingeordnet und erhält gute Ratschläge: wie etwa seinem Partner treu zu bleiben (niedriges Risiko) oder sich schleunigst bei der nächsten Apotheke mit Kondomen einzudecken (mittleres Risiko).

Irgendwann jedoch werden selbst leichtgläubige Computerfreunde misstrauisch. Was hat die „PC Cyborg Corporation“ eigentlich von dieser ungewöhnlichen Maßnahme gegen die Ausbreitung der tödlichen Immunschwäche? Das ist doch hoffentlich kein … Ist es doch. Mit der Anwendung des Programmes hat man sich nämlich ein „Trojanisches Pferd“ in den Computer gesetzt, das man so schnell nicht mehr los wird.

Die Firma mit Sitz in Panama benutzt dieses heimtückische Programm, um von den geschädigten Benutzern eine „Leasinggebühr“ zu erpressen. Im Kleingedruckten hätte man diese Information finden können – aber wer liest schon Lizenzabkommen? Schwarz auf weiß steht dort, „Mechanismen im Programm“ würden dafür sorgen, dass der Benutzer sich an das Abkommen hält. Auf ein Konto in Panama solle man 189 bzw. 378 Dollar überweisen, wer sich nicht daran halte, habe mit schwersten Folgen zu rechnen: „Ihr Gewissen wird Sie für den Rest ihres Lebens verfolgen“. Man würde der Cyborg Corporation Schadensersatz leisten müssen und „Ihr Mikrocomputer wird aufhören, normal zu funktionieren.“

Wie das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden jetzt mitteilte, sind Tausende der verseuchten Disketten an Ärzte, Kliniken und Forschungsinstitute verschickt worden, die sich mit Aids und anderen Infektionskrankheiten beschäftigen. Meist wird die Sabotage erst nach dem neunzigsten Start des verseuchten Computers wirksam, bis dahin hat der Benutzer noch Zeit, Sicherheitskopien seiner Daten zu erstellen. Dies teilte Prof. Klaus Brunnstein vom Virus Test Center der Universität Hamburg mit.

Dort können verseuchte Disketten ebenso wie am Micro-BIT Virus Center der Universität Karlsruhe entschärft werden, nachdem internationale Forschergruppen die eher primitive Programmstruktur untersucht haben. In Kürze wird auch ein Programm zur Verfügung stehen, mit dem bereits verschlüsselte Daten wieder zurückgeholt werden können, so Brunnstein. Rätselhaft sei noch, wer die geschätzten 100000 Dollar aufgebracht hat, die für Disketten und Versand investiert werden mussten.

(erschienen in der WELT am 20. Dezember 1989)

Was ist daraus geworden? Das Schad-Programm, über das ich hier berichte, hat mittlerweile einen Eintrag in der – englischsprachigen – Wikipedia bekommen. Es gilt als eines der ersten Muster einer „Ransomware“, was sich etwa mit „Erpressersoftware“ übersetzen lässt. Als Autor wurde Dr. Joseph Popp identifiziert, von Scottland Yard gesucht und schließlich auch festgenommen. Vor Gericht wurde er der Erpressung in elf Fällen beschuldigt, verteidigte sich aber mit der Behauptung, er hätte das Geld für die Aids-Forschung stiften wollen. Laut Wikipedia wurde er schließlich für geistig unzurechnungsfähig erklärt und in die USA zurück geschickt. Nachzulesen ist die illustre Geschichte auf deutsch bei Golem.de. Während das Virus Test Center der Uni Hamburg die Arbeit schon vor langer Zeit eingestellt hat, ist aus dem Micro-BIT Virus Center in Karlsruhe die Consulting-Firma BFK hervor gegangen.