Mit dBase IV, der neuesten Version des meistgebrauchten Datenbanksystems für Personal Computer, hofft Hersteller Ashton Tate auch weiterhin die Nase vom zu behalten. Dreieinhalb Megabyte Speicherplatz benötigt das komplette Programm. Dies macht eine Festplatte unentbehrlich; auch die geforderten 640 Kilobyte Arbeitsspeicher (RAM) sind längst nicht bei allen IBM-kompatiblen Rechnern vorhanden.

Ein Pull-down-Menüsystem steuert die Installation, die etwa 30Minuten beansprucht. Mitgelieferte Druckertreiber machen aufwendige Anpassungen, die bei früheren Versionen nötig waren, überflüssig. Beim Start meldet sich dBase mit einer Benutzeroberfläche, die ihrem Namen „Regiezentrum“ alle Ehre macht. Sechs Funktionsbereiche ermöglichen das Erstellen und Bearbeiten von Dateien, Abfrageroutinen und Bildschirmmasken. Berichte und Etiketten können aus den vorhandenen Daten erstellt werden, eigene Programme lassen sich mit oder ohne Hilfe eines „Programmgenerators“ schreiben. Leider kann auch diese dBase-Version immer noch keine Grafiken erstellen.

Vom Regiezentrum aus öffnen sich ständig neue Fenster, die bald den gesamten Bildschirm einnehmen. Die Übersichtlichkeit bleibt dabei allerdings auf der Strecke. Dafür entschädigt die Möglichkeit, alle Systemparameter frei einstellen zu können, sowie die verbesserte Darstellung und Bearbeitung von Dateien. Funktionstasten lassen sich vom Benutzer dreifach belegen. Die besonders leistungsstarke Programmiersprache von dBase wurde nochmals um mehr als 200 Befehle und Funktionen erweitert. Die Dokumentation ist ausführlich, eine Einführungsdiskette oder ein entsprechendes Kapitel bei der Hilfefunktion aber wäre für Einsteiger besser verständlich gewesen.

dBase IV; Ashton Tate GmbH; für IBM PC/XT, IBM PC/AT oder Kompatible, IBM PS/2; 2679 Mark

(erschienen in der WELT vom 5. Januar 1990)

Was ist daraus geworden? Ich habe dieses Programm damals selbst mit Begeisterung genutzt, um damit alles Mögliche zu erfassen und zu katalogisieren – von den Fachartikeln, die ich gelesen habe, bis zu meiner Briefmarkensammlung. Bescheidene Programmierversuche habe ich ebenfalls unternommen, besonders weit bin ich damit aber nicht gekommen. dBase war laut Wikipedia das erste weithin genutzte dateibasierende Datenbankmanagementsystem und hat mit seiner Syntax und Datenstruktur einen Quasistandard geschaffen, den eine Reihe von Unternehmen für ähnliche Systeme übernommen haben. Viele Jahre lang waren Programme, die dBASE-Dateien verwendeten, fast überall auf PCs zu finden. Heute gilt das Programm dBase IV jedoch als veraltet. Tot ist dBase aber noch lange nicht. Es wechselte mehrmals den Besitzer, wurde weiterentwickelt und war, als ich zuletzt nachgeschaut habe, in der Version dBase Plus 10 bei der gleichnamigen Firma für $ 499 erhältlich.