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Software-Test Quattro Pro

Die Berechnung und Analyse großer Datenmengen bewältigt Quattro Pro von Borland. Das Programm verbindet Tabellenkalkulation und Präsentationsgrafik in vorbildlicher Weise. Dabei kann der erstaunliche Leistungsumfang bereits ab 512 KB RAM genutzt werden – Festplatte vorausgesetzt.

Eine hervorragend gestaltete Benutzeroberfläche mit Pull-Down-Menüs, Fenstertechnik und Mausunterstützung sowie eine sorgfältige und umfangreiche Dokumentation erleichtern den Zugang auch zu gehobenen Funktionen. Beim Rechnen glänzt Quattro Pro vor allem bei den mathematischen und Finanzierungsfunktionen.

Matrizenberechnungen, Regressionsanalysen und lineares Optimieren sind möglich, die Eingabe der jeweiligen Formeln wird durch die ausgeklügelten Menüs erheblich erleichtert. Bis zu 64 Dateien können miteinander verknüpft werden, auf Wunsch holt sich das Programm weitere Informationen direkt aus den Datenbanken Paradox, Reflex und dBase.

Die Grafiken – zehn verschiedene Typen sind möglich – können in die Arbeitsblätter integriert und durch Verknüpfung mit den zugehörigen Daten ständig aktuell gehalten werden. Auch wer gesteigerten Wert auf die Präsentation seiner Daten legt, ist mit Quattro Pro gut beraten. Denn die erstellten Grafiken können auf einem „Zeichenbrett“ weiterbearbeitet werden.

Zusätzlich zu Hunderten von Schriftarten werden 3-D-Effekte, Füllmuster, Pfeile, Rasterlinien und Schattierungen sowie geometrische Elemente unterstützt. Eine Bildschirmvoranzeige mit Zoomfunktion gibt einen Vorgeschmack dessen, was Quattro Pro zu Papier bringt: Die Qualität der Ausdrucke ist nämlich schon mit einem 24-Nadel-Drucker bestechend.

Quattro Pro, Borland GmbH; für IBM-Computer und Kompatible; bis 30.9. 282,72 DM, dann 1482 DM.

(erschienen in der WELT vom 4. September 1990)

Was ist daraus geworden? Noch so ein Programm, das einstmals führend war und sich doch nicht durchsetzen konnte. Quattro Pro war einst nicht nur preiswerter, sondern auch besser als Excel. Inzwischen wurde die Software jedoch an Corel verkauft und fristet nun laut Wikipedia nur noch ein Schattendasein in deren Office-Packet.

Software-Test Paradox 3.0

Beeindruckend ist nicht nur der Umfang der mitgelieferten Handbücher (vier Kilogramm beziehungsweise über 2000 Seiten). Die Leistung des Datenbanksystems Paradox 3.0 geht auch sonst weit über das hinaus, was Otto Normalverbraucher benötigt. Für dessen Ansprüche genügt denn auch das Studium eines schmalen Bandes von rund 150 Seiten, der ebenso wie die restlichen Dokumentationen hilfreich und übersichtlich zugleich ist.

Auffällig ist die „Intuition“ des Programms, Paradox scheint zu ahnen, was der Anwender im Sinn hat, sichert ohne vorherige Aufforderung, verzeiht und korrigiert Fehler bei der Arbeit, die bei anderen Programmen schnell zur Verstümmelung ganzer Dateien führen können.

Die Daten werden in Tabellenform dargestellt, auf Wunsch auch in Formularen, die der Anwender frei gestalten kann. Ein Formular, erlaubt dabei sogar die Darstellung oder Eingabe von Datensätzen in verschieden Tabellen gleichzeitig. Verzwickte Abfragen, auch über mehrere verknüpfte Dateien hinweg, lassen sich ohne große Mühe erstellen. Abfrage durch Beispiel (QBE) heißt hier das Zauberwort: Der Benutzer schreibt in eine Abfragetabelle ein Beispiel der gewünschten Antwort – Paradox erledigt den Rest.

Das Programm übernimmt auf Wunsch auch die Übersetzung in die professionelle SQL-Sprache und erlaubt damit selbst Anfängern die Nutzung der meisten kommerziellen Datenbanken. Das Ergebnis jeder Abfrage wird automatisch in einer Antworttabelle gespeichert, aus der sich durch Knopfdruck ein Report oder eine Grafik zaubern lässt. Bei letzterer ist Paradox der Konkurrenz haushoch überlegen: Außer der Wahl zwischen zehn verschiedenen Grafiktypen hat man die volle Kontrolle über Titel, Farben, Achsen und Skalierung.

Für Profis, denen an das nicht genügt, stehen „natürlich“ auch noch Makros, ein Anwendungsgenerator, und die hochentwickelte Programmiersprache PAL zur Verfügung. Paradox begnügt sich mit 512 KB und benötigt eine Festplatte.

Paradox 3.0; Borland GmbH; für IBM-PC und PS/2-Computer und Kompatible; 2451 Mark.

(erschienen in der WELT am 4. April 1990)

Was ist daraus geworden? Habe ein wenig herumgesucht und festgestellt, dass die Firma Corel das Programm zuletzt in der Version 11 vertrieben hat. Aktuell gibt es auf deren Webseiten jedoch keine Hinweise, sodass zu befürchten ist, dass auch diese einstmals führende Software gerade an Altersschwäche stirbt.

Software-Test Sidekick Plus

Es gibt zwei Möglichkeiten, Ordnung ins Büro zu bringen: Entweder man vertraut auf ein Sammelsurium von Hilfsmitteln – Telefonbücher, Terminkalender, Taschenrechner, Karteikasten und Kopiergerät -, oder aber man simuliert diese Funktionen auf dem Computer.

Dazu dient Sidekick Plus, ein Programm, das im Arbeitsspeicher residiert, also jederzeit mit einem Tastendruck aufgerufen werden kann, auch wenn der Benutzer gerade mit einem anderen Programm arbeitet. Für diesen Luxus opfert der Anwender etwa 80 Kb seines Hauptspeichers.

Per Tastendruck verfügbar: die vielfältigen Funktionen von Sidekick Plus

Jeder Geistesblitz kann sofort mit dem elektronischen Notizblock festhalten werden, der im Grunde ein vollwertiges Textverarbeitungsprogramm darstellt. Textbereiche oder Zahlenblocks können in Dateien des Notizbuches kopiert und zur weiteren Verwendung abgespeichert werden. Diese Ablage stellt sich als eine der wichtigsten Funktionen heraus. Das „Schwarze Brett“ kann viel‘ Arbeit einsparen, indem Daten von einer Anwendung in die andere. übertragen werden. Der Austausch von Grafiken zwischen verschiedenen Programmen wird allerdings auch von der neuesten Version nicht bewältigt.

Ein eingebauter Kalender mit Alarmfunktion erinnert an Termine und erlaubt die Suche nach Verabredungsorten ebenso wie grafische Wochen- bzw. Monatsübersichten. Gleich vier Rechner stellt Sidekick zur Verfügung, so dass kaufmännische und wissenschaftliche Anforderungen gleichermaßen erfüllt werden. Ein Dateimanager übernimmt die Funktionen des Betriebssystems, zusätzlich erlaubt Sidekick die Suche nach Texten und das komfortable Kopieren oder Verschieben ganzer Dateigruppen. Wohl dem, der über ein Modem verfügt. Das Programm kann dann selbständig Anrufe erledigen, wobei zuvor abgespeicherte Adressen und Telefonnummern benutzt‘ werden. Datenbankabfragen und der Unterhalt einer Mailbox werden so ebenfalls möglich.

Für den ernsthaften PC-Benutzer, der viel Zeit vor dem Bildschirm verbringt, ist Sidekick sicher eine Erleichterung.

„Sidekick Plus“; Borland GmbH; für IBM PC und PS/2 Computer und Kompatible; 511 Mark.

(erschienen in der WELT am 9. Februar 1990)

Was ist daraus geworden? Sidekick wird heute nicht mehr vertrieben, als „Abandonware“ wurde es von der Firma Borland aufgegeben. Auf der Webseite Winworld, die sich der Archivierung solcher Programme widmet, kann man aber immer noch Sidekick herunter laden. Bitte beachten: Diese Webseite sieht zwar legal aus, bürgen kann ich dafür aber nicht!