Ein neuartiger Antikörper, der die Vermehrung des Aids-Virus (HIV) zumindest im Reagenzglas verlangsamt, wurde von französischen Wissenschaftlern entdeckt. Antikörper sind Abwehrstoffe des Immunsystems, die fremde und körpereigene Substanzen an ihrer Oberflächenstruktur erkennen können. Durch Bindung der Antikörper an diese „Antigene“ können Eindringlinge wie Bakterien und Viren meist unschädlich gemacht werden.

Allerdings wurde bisher nur ein Antikörper gefunden, der die Vermehrung des Virus in HIV-Infizierten bremsen kann. Dieser Antikörper blockiert den Eintritt des Virus in seine Wirtszellen indem er die „Ankerplätze“ von HIV bedeckt.

Der neue Antikörper (anti-ß2 Mikroglobulin oder anti-ß2m) greift jedoch an einem anderen Punkt des Infektionszyklus an, wie Jean-Claude Chermann und seine Arbeitsgruppe nachwiesen. Anti-ß2m, so fanden die Forscher, wirkt nur, wenn er direkt nach dem Andocken des Virus vorhanden ist. Außerdem, so behaupten die Wissenschaftler, könne der Antikörper die Produktion neuer Viruspartikel im Reagenzglas vollständig verhindern, wenn er nach der Infektion über 72 Stunden hinweg vorhanden sei.

(unveröffentlichter Artikel vom Mai 1990. Letzte Aktualisierung am 8. März 2017)

Originalliteratur: Corbeau P, Devaux C, Kourilsky F, Chermann JC. An early postinfection signal mediated by monoclonal anti-beta 2 microglobulin antibody is responsible for delayed production of human immunodeficiency virus type 1 in peripheral blood mononuclear cells. J Virol. 1990 Apr;64(4):1459-64