Fast zeitgleich mit der Einsetzung einer Enquetekommission Klima durch Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hat Forschungsminister Heinz Riesenhuber gestern in Bonn zu den möglichen Auswirkungen von Vulkanausbrüchen auf das Klima Stellung genommen. Der Minister wollte dabei nicht prinzipiell ausschließen, daß die Ausbrüche des Vulkans Pinatubo auf den Philippinen das Weltklima beeinflussen könnten. Dies sei allerdings nur dann möglich, falls es zu weiteren heftigen Eruptionen komme und ausgeschleudertes Material bis in die Stratosphäre gelange.

Vulkanausbrüche haben in der Vergangenheit bereits wiederholt zu relativ kurzfristigen Abkühlungen der Lufttemperatur geführt, weil die Massen an Partikeln, die in die Atmosphäre geschleudert werden, die Sonneneinstrahlung vermindern. „Das Gewicht des Treibhauseffektes ist aber sehr viel größer als die Katastrophe des Pinatubo-Ausbruchs“ betonte der Minister. Man dürfe nicht denken, daß der Ausbruch zu einer weltweiten Abkühlung führen würde und dadurch der Treibhauseffekt nicht mehr so ernst zu nehmen sei.

Erste Schätzungen deutscher Klimaforscher gehen davon aus, daß es in der Region mittelfristig zu einer Abkühlung von drei bis vier Grad im Sommer kommen wird. Gefahr besteht demnach nicht für das Weltklima, sehr wohl aber für die Gesundheit der Anwohner. „Dramatisch ist, was an Schadstoffen in die erdnahe Atmosphäre gelangt. Das kann für Menschen, Tiere und auch die Pflanzenwelt außerordentlich schlimme Folgen haben“, sagte der Minister.

Bisher sei eine Abschätzung der freigesetzten Schadstoffmengen noch nicht möglich. Der Vergleich mit früheren Vulkanausbrüchen lege allerdings nahe, daß die Auswirkungen auf die weltweite Durchschnittstemperatur in der Größenordnung von wenigen Zehntel Grad liegen wird und somit im Bereich der natürlichen Klimaschwankungen. Der Effekt wird sich nach Meinung Riesenhubers nur über drei bis vier Jahre hinweg bemerkbar machen.

Der Minister bekräftigte daher die Bonner Haltung, daß auf der Weltklimakonferenz 1992 in Brasilien eine Klimakonvention mit konkreten Schritten zur CO2- Verringerung abgeschlossen werden müsse.

(erscheinen in „DIE WELT“ am 28. Juni 1991)