Ein Rekordflugzeug besonderer Art wird derzeit in Bayern konzipiert. Wie Forschungsminister Heinz Riesenhuber gestern in Bonn bekanntgab, könnte das Flugzeug mit dem Namen Strato 2C einen wertvollen Beitrag zur Überwachung der Ozonschicht leisten und für einen relativ geringen Preis auch Teilaufgaben von Satelliten übernehmen. Die Strato 2C könne eine Flughöhe von 25 Kilometern erreichen und damit selbst den bisherigen Rekordhalter, das amerikanische Spionageflugzeug U2, übertreffen. Die deutsche Variante eines hochfliegenden Überwachungsflugzeuges würde allerdings nicht militärischen Zwecken dienen, sondern mit wissenschaftlichen Instrumenten zur Überwachung der Atmosphäre beladen sein.

Derzeit befindet sich das Projekt der Firma Grob allerdings erst im Evaluierungsstadium. Im Rahmen der Studie „Flugzeuge für die ökologische Forschung“ wird momentan der eventuelle Bedarf an zusätzlicher Flugzeugkapazität ermittelt. Bereits jetzt aber kristallisiere sich der Bedarf an einem hoch fliegenden Stratosphärenflugzeug heraus, betonte Riesenhuber. Die Ergebnisse der Studie sollen im Juli vorgestellt werden.

Die wenigen technischen Details, die vorab bekanntgegeben wurden, lassen darauf schließen, daß die Strato 2C – sollte sie jemals gebaut werden – neue Impulse für die Entwicklung von Hochleistungsflugzeugen geben wird. Durch den Einsatz von Verbundfaserwerkstoffen werden extreme Gewichtseinsparungen möglich, die einen äußerst geringen Treibstoffverbrauch und entsprechend große Reichweiten zur Folge haben werden. Der Antrieb soll durch Propellerkraft erfolgen, was bei der geringen Luftdichte in 25 Kilometer Höhe für die Ingenieure eine besondere Herausforderung darstellen wird.

Die Kosten für die erste Maschine belaufen sich nach „ersten und vorläufigen Schätzungen“ auf rund 60 Millionen Mark. Dies ist nur ein Zehntel dessen, was derzeit für einen Überwachungssatelliten veranschlagt werden muß, sagte der Minister, der auch eine Beteiligung des Umwelt- und Verkehrsministeriums an dem Projekt für möglich hält. Noch aber seien die Gespräche mit den beteiligten Wissenschaftlern nicht abgeschlossen; eine abschließende Bewertung daher noch nicht möglich.

(erschienen in „DIE WELT“ am 28. Juni 1991)

Was wurde daraus? Der Flieger hat tatsächlich abgehoben, war aber nur vom März bis August 1995 unterwegs, wie ich der Wikipedia entnehme. Auch sonst waren die Erwartungen ´mal wieder größer als die tatsächlichen Leistungen. Als maximale Flughöhe wurden „nur“ 18.561 Meter erreicht – die U2 flog mit 21.000 deutlich höher. Höher als gedacht waren dagegen die Kosten: Einen genauen Betrag konnte ich nicht ermitteln, jedoch stiegen sie laut Wikipedia rapide, „weswegen die Bundesregierung schließlich aus der Finanzierung ausstieg und Grob das Projekt auf Eis legte.“ Wissenschaftliche Ergebnisse der Flüge habe ich vergeblich gesucht…