Der mit vier Millionen Kronen (umgerechnet etwa 1,07 Millionen Mark) dotierte Nobelpreis für Chemie geht in diesem Jahr an den US-Amerikaner Elias James Corey. Die Königliche Schwedische Akademie der Wissenschaften würdigte damit die „Meisterleistung bei der Entwicklung der organischen Synthese“ des 62jährigen Corey, der an der Harvard-Universität in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts lehrt.

Der Nobelpreisträger Elias James Corey in einem Porträt aus dem Jahr 2007 (Von Trvthchem personal photo – Eigenes Werk, CC0, via Wikipedia)

In der Begründung der Akademie heißt es, weiter: „Die Entwicklung der Kunst organischer Synthese während der letzten 100 Jahre hat zu effektiven industriellen Methoden der Herstellung von Plasten und anderen Kunstfibern, Lacken und Farben, Unkraut- und Insektenbekämpfungsmitteln, sowie von Vitaminen und Arzneimitteln geführt. Sie hat in hohem Maße zu hohem Lebensstandard, guter Gesundheit und langem Leben beigetragen, wie sie zumindest die westliche Welt genießt.“

Der Preisträger, mit über 650 wissenschaftlichen Beiträgen in der Fachliteratur kein Unbekannter, habe mit seinen Arbeiten Wegweisendes bei der Entwicklung und Herstellung biologisch aktiver Produkte geleistet, die zum Beispiel als Heilmittel eingesetzt werden.

Der Hintergrund für Coreys Erfolge liegt darin, dass er mit strikter Logik die Grundlagen der sogenannten retrosynthetischen Analyse entwickelt hat. Dies bedeutet, dass man von der gedachten Struktur eines Moleküls ausgeht, das man herstellen möchte. Dabei wird festgelegt, welche Verbindungen getrennt werden sollen, und dann ihre Struktur Schritt für Schritt vereinfacht. „Dabei wird man entdecken, dass gewisse Bruchstücke bereits bekannt sind bzw. ihre Struktur und Synthese beschrieben worden ist“, so das Komitee.

Wenn man auf diese Art und Weise in der Analyse gewissermaßen rückwärts von einer komplexen Struktur zu bereits bekannten geschritten ist, kann man damit beginnen, das Molekül aufzubauen, es zu synthetisieren. Es hat sich gezeigt, dass sich diese Methode ausgezeichnet für die Bearbeitung im Computer eignet, was zu einem kräftigen Schub bei der Planung von Synthesen geführt hat.

(erschienen in der WELT am 18. Oktober 1990. Letzte Aktualisierung am 16. April 2017)

Was ist daraus geworden? Corey war auch nach dem Nobelpreis fleißig; die Zahl seiner Publikationen stieg auf über 1000. Damit sei er einer der meistzitierten Wissenschafter, heißt es auf der Webseite der Harvard Universität, wo Corey mittlerweile emeritiert ist. Zusätzlich hat er mehrere Bücher geschrieben, darunter „The Logic of Chemical Synthesis„, „Molecules and Medicine„, und „Enantioselective Chemical Synthesis„.