Der erste gesamtdeutsche Waldschadensbericht liegt nun auch als anschauliche Karte vor. Mitarbeiter des Berliner Umweltbundesamtes haben in Bilder gefaßt, was zuvor nur in langen Zahlenreihen festgehalten war: Die Abbildung zeigt den Anteil geschädigter Bäume am Gesamtbestand in Prozent. Vor allem in den neuen Ländern, aber auch im Bayerischen Wald ist die Situation am schlimmsten. Dort sind teilweise sieben von zehn Bäumen geschädigt.

Im statistischen Durchschnitt werden immerhin 36 Prozent aller deutschen Bäume als „gesund“ eingestuft, 39 Prozent des Bestandes ist „schwach geschädigt“ (Schadstufe 1), jeder vierte Baum weist „deutliche Schäden“ (Schadstufe 2 bis 4) auf.

Damit belegt die Bundesrepublik im europäischen Vergleich einen der letzten Plätze. Besonders gut geht es dem Wald in Osterreich, wo nur jeder 25ste Baum deutliche Schäden aufweist. Die Schweiz liegt gleichauf mit den alten Ländern der Bundesrepublik (jeder siebte Baum mit deutlichen Schäden); traurige Schlußlichter der Erhebung sind Polen, Großbritannien, die Tschechoslowakei und Weißrußland.

Bewertet wurde die Vergilbung von Nadeln und Blättern in Abhängigkeit von der Höhenlage sowie die Auslichtung der Baumkronen. Unter Federführung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wurden alte und neue Bundesländer mit einem engen Netz von vier Kilometern Maschenweite überdeckt. In jedem Quadrat nahmen Experten mindestens eine Stichprobe. Nie zuvor wurde der deutsche Wald, der 30 Prozent des bundesdeutschen Territoriums bedeckt, so gründlich überprüft.

Während sich der Zustand von Fichte und Kiefer seit 1986 leicht verbessert hat, nahmen die Schäden vor allem bei Buche und Eiche deutlich zu. Die jüngsten Forschungsergebnisse, so das Umweltbundesamt, bestätigen die Beteiligung von Luftschadstoffen als wesentliche Ursache der Schäden. Deren Reduzierung sei damit „entscheidende Voraussetzung zur Verbesserung des Zustandes der Wälder“.

(erschienen in „Die WELT“ am 3. Juli 1992)

Was wurde daraus? Obwohl die Belastung durch Luftschadstoffe deutlich zurückgegangen ist, und insbesondere der „saure Regen“ dank reduzierter Schwefelemmissionen abgenommen hat, geht es dem deutschen Wald noch immer schlecht. Einem Bericht des Landwirtschaftsministeriums (Download als pdf) entnehme ich, dass 2019 das bisher schlimmste Jahr war, wobei Experten die Dürresommer infolge des Klimawandels verantwortlich machen.