Ein Roboter an der Universität Yale im amerikanischen Bundesstaat Connecticut erlernt derzeit das Jonglieren. Nach jahrelangen Bemühungen ist es einem Team um Professor Daniel Koditschek gelungen, dem Blechkameraden das scheinbar simple Kunststück beizubringen, einen Ball ständig in Bewegung zu halten. Mit Hilfe einer Gruppe von Ingenieuren soll die Maschine bald schon mit zwei Bällen gleichzeitig jonglieren können.

Zwei Kameras, die in kurzer Entfernung zu dem künstlichen Künstler senkrecht zueinander montiert sind, dienen bei dem Experiment als Augen und helfen mit, die Bewegung des Balls im Raum zu verfolgen. Diese Information wird in ein Netzwerk von zehn Mikrocomputern eingespeist, die untereinander Informationen austauschen und den einzigen Arm des Roboters steuern. Geringfügige Korrekturen im Bewegungsablauf ermöglichen es dann, den Ball auf einer stabilen Bahn zu halten.

Ein kompliziertes Steuerprogramm ermöglicht es den Forschern, Informationen über das Gewicht des Balls einzugeben und zu bestimmen, wie hoch dieser geworfen werden soll. „Äußerst bemerkenswert ist die große Zuverlässigkeit des Systems“, bemerkt Professor Koditschek. „Sobald das Gleichgewicht erreicht ist, kann unser Roboter den Ball Tausende Male hochwerfen, ohne ihn zu verlieren.“

Mit ihrer Arbeit hoffen die Wissenschaftler einen Engpaß zu überwinden, welcher der Konstruktion leistungsfähigerer Roboter im Wege steht. Zwar gibt es heute Schachcomputer, die unter den Menschen nur noch eine Handvoll ernst zu nehmende Gegner finden, aber, so Kubitschek, „eine Maschine, die auch nur annährend so gut laufen kann wie ein zweijähriges Kind, können wir noch nicht bauen.“ Offensichtlich müssen die Computeringenieure noch einiges dazulernen, bevor Roboter diesen Balanceakt vollbringen können, der uns so selbstverständlich scheint.

(erschienen in „Die WELT“ am 6. April 1991)