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Software-Test Norton Backup

Ein perfektes Instrument zur Sicherung der wertvollen Daten, die jeder ernsthafte Computernutzer auf seiner Festplatte ansammelt – dies ist der Anspruch des englischsprachigen Programmes Norton Backup 1.1. Innerhalb von fünf Minuten ist die Installation abgeschlossen.

Nach mehreren Kurztests, in denen das Programm die optimalen Einstellungen für den jeweiligen Computer eigenständig vornimmt, erscheint die beruhigende Meldung, man könne nun zuverlässige Sicherheitskopien anfertigen. Weitere Fragen beantwortet ein gut gegliedertes Handbuch auf 140 Seiten.

Schnell und sicher erfolgt der „Backup“ durch direkten Zugriff auf den Arbeitsspeicher und gleichzeitiges Beschreiben der Disketten. Nach der Auswahl der zu sichernden Dateien und Verzeichnisse berechnet Norton Backup die Anzahl der benötigten Floppys und den Zeitaufwand. Leicht verunsichert wird der Anwender möglicherweise durch die Warnlampe des Laufwerkes, die – Zeit ist Geld – gleich gar nicht mehr ausgeschaltet wird.

Statt unsäglichen Parametern, die den altbackenen DOS-Befehlen „Backup“ und „Restore“ hinzuzufügen sind, kann der „User“ menügesteuert und mausunterstützt sein eigenes Backup-Rezept erstellen. Drei Benutzerebenen, fünf verschiedene Arten von Backups und mehrere sinnvolle Optionen wie Datenkompression und -verifizierung können kombiniert werden mit der Auswahl einzelner Dateien, Verzeichnisse oder Dateitypen.

Dies und die Möglichkeit, verschiedene frei definierte Sicherungsstrategien abzuspeichern und in Makros zusammenzufassen, machen das Norton Backup zum derzeit besten Programm seiner Klasse. Zu bemängeln wäre allenfalls der hohe Preis von 399 Mark, eine Investition, die sich erst nach der Rettung verlorengeglaubter Daten bezahlt machen dürfte.

„Norton Backup 1.1“ für IBM-PC und Kompatible. Markt und Technik Verlag AG, 8013 Haar bei München.

(erschienen in „DIE WELT“ 28. März 1991)

Was wurde daraus? Endlich ´mal ein Programm, das nicht an Altersschwäche gestorben ist! Stattdessen gibt es eine ganze Produktfamilie, die neben dem Backup in der Cloud auch gleich Schutz vor Viren bietet, die Passwörter verwaltet und andere komfortable Optionen bietet – und das wahlweise für 1 bis 10 Geräte, wie hier bei Amazon.

Schreiben wie gedruckt

Eine neue Entwicklung auf dem Gebiet der elektronischen Datenverarbeitung könnte schon bald vielen Computeranwendern Erleichterung bringen. Nach den Vorstellungen der kalifornischen Firma Go wird nämlich ein sogenannter Clipboard-Computer bald schon das Erlernen zahlreicher Befehle überflüssig machen. Der Rechner, der etwa 8000 Mark kosten soll, ist außerdem in der Lage, handschriftliche Eingaben direkt in Druckbuchstaben zu übersetzen. Diese Erfindung könnte einen Engpaß beseitigen, der bisher die optimale Nutzung der Elektronenhirne verhindert hat.

Die Rechenleistung und die Speicherkapazität von Computern hat sich in der letzten Dekade so enorm gesteigert, daß durchaus erschwingliche Maschinen weitaus mehr zu bieten haben, als die meisten Anwender zu nutzen in der Lage sind. Ob eine Telefonnummer unter Tausenden von Datensätzen herausgesucht wird, umfangreiche Texte zu trennen sind oder eben mal gewaltige Zahlenkolonnen aufaddiert werden, stets wird die Aufgabe innerhalb von Sekundenbruchteilen erledigt. Die Geräte (Hardware) und Programme (Software), welche derartige Wunderdinge leisten, kosten kaum mehr als ein Monatsgehalt und sind mittlerweile selbst in Kaufhäusern in reicher Auswahl zu finden.

Einen Haken hat diese schöne neue Elektronikwelt allerdings: Nicht jeder kann mit dem Computer umgehen. Die Bedienung leistungsfähiger Programme ist – entgegen den Beteuerungen der Hersteller – meist alles andere als trivial. Eine brauchbare Textverarbeitung oder ein gutes Datenbankprogramm kommt heutzutage nicht selten mit einer Gebrauchsanleitung von mehreren tausend Seiten daher. Diese „Standardsoftware“ bietet theoretisch genug Möglichkeiten, um ganze Handelsketten oder Behörden zu verwalten, doch der normale „User“ wird nur einen winzigen Bruchteil der Fähigkeiten dieser Systeme sinnvoll nutzen können. Ein Großteil der Arbeitszeit wird somit durch das Erlernen unnötiger Befehle und Funktionen verbraucht.

Schlimmer noch: Im Bereich der von IBM dominierten Personal Computer herrscht eine verwirrende Fülle an unterschiedlichen Befehlssprachen. Für den Benutzer heißt das, daß er in schnellem Wechsel seine Kenntnisse an die jeweils neueste Software-Generation anpassen muß, um nicht den Anschluß zu verlieren. Der von der Firma Go im kalifornischen Foster City entwickelte Clipboard Computer könnte – so die Meinung von Experten – entscheidend dazu beitragen, die bisherigen Engpässe zu überwinden.

Das elegante System, welches nach dreieinhalbjähriger geheimer Entwicklungsarbeit präsentiert wurde, wiegt etwa zwei Kilogramm und hat das Format eines Schreibmaschinenblattes. Die Eingabe von Buchstaben, Zahlen und Satzzeichen erfolgt nicht mehr über eine herkömmliche Tastatur, sondern mittels eines „elektronischen Bleistiftes“ direkt auf den Bildschirm. Dieser erkennt – dank eines Programmes mit dem Namen PenPoint – sorgfältige Handschrift und wandelt diese direkt in Druckbuchstaben um. Ein großer Vorteil des Rechners liegt in der einfachen Bedienung, wodurch das Auswendiglernen komplexer Befehlsfolgen überflüssig wird.

Um etwa Sätze oder Worte zu löschen, muß der Benutzer diese lediglich durchstreichen. Ein kleines Karo genügt, um dem Computer zu signalisieren, daß an der markierten Stelle neuer Text eingefügt wird. Diese erstaunlichen Leistungen gehen auf eine fast dreißigjährige Forschung in der Erkennung von Handschriften zurück. Wie das Nachrichtenmagazin „Time“ berichtet, will sich die Firma Go auf den Vertrieb und die Lizenzierung der Software konzentrieren. Damit hofft man, von dem expandierenden Markt für kleine, tragbare Computer – den sogenannten Notebooks – zu profitieren.

Marktführer IBM, NCR und eine Tochterfirma des amerikanischen Herstellers Tandy werden voraussichtlich noch in diesem Jahr Computermodelle auf den Markt bringen, die auf der neuen Software basieren. Inzwischen ist auch Microsoft, der weltweit größte Hersteller von Computerprogrammen, auf den neuen Trend aufmerksam geworden: In Kürze soll ein Konkurrenzprogramm unter dem Namen Pen Windows auf den amerikanischen Markt kommen.

(erschienen in „DIE WELT“ am 27. März 1991)

Was wurde daraus? Obwohl die Idee seinerzeit durchaus reizvoll schien, hat sich das Pen Computing bis heute nicht wirklich durchsetzen können. Die Firma Go bekam es sowohl mit Microsoft als auch mit Apple zu tun, diverse Klagen wegen Patentverletzungen verliefen im Sande. Man wurde von AT & T gekauft und trotz der vielen Vorschusslorbeeren letztlich fallen gelassen, ohne jemals größere Umsätze gemacht zu haben. Auf Amazon gab es z.B. den schlauen Pen von LiveScribe zu kaufen, der die Übersetzung von Handschriften tatsächlich bewerkstelligt, aber auch der hat offenbar kein größeres Publikum gefunden. Ich vermute, dass mit der immer besseren Spracherkennungs-Software von Google, Siri, Alexa & Co. das Schönschreiben mit dem Computerstift keine große Zukunft mehr hat.