Annähernd 800 verschiedene Hunderassen gibt es nach Schätzungen weltweit – die genaue Zahl ist selbst unter Experten umstritten. Ein wenig Licht in das kaum durchschaubare Wirrwarr bringt jetzt eine Gruppe US-amerikanischer Genetiker vom Nationalen Humangenom Forschungsinstitut (NHGRI). Vom Affenpinscher bis zum Zwergdackel konnten sie die Beschaffenheit des Hundefells in den meisten Fällen auf Varianten von nur drei Genen zurück führen, berichten die Wissenschaftler in der online-Ausgabe der Fachzeitschrift Science.

Goldener Retriever-Welpe (Bild: Michael McPhee)

Goldener Retriever-Welpe (Bild: Michael McPhee)

Für die Untersuchung nutzte das Team Blutproben von mehr als 1000 Hunden, die zu 80 anerkannten Rassen gehören. Getestet wurden zuerst 96 Dackel (Kurzhaar-, Langhaar- und Rauhhaardackel), dann 76 Portugiesische Wasserhunde mit entweder gewelltem Langhaar oder gekräuseltem Kurzhaar, und schließlich nahm man die Gendaten von 903 weiteren Tieren mit den unterschiedlichsten Fellvarianten unter die Lupe. Aus dem Vergleich zwischen den unterschiedlichen Felltypen und den Varianten im Erbgut der Tiere ergab sich, dass jeweils ein Gen für die drei Grundeigenschaften des Fells ausschlaggebend ist: Länge, Gelocktheit und Textur. Kombinationen dieser drei Gene erklärten 95 Prozent aller untersuchten Felltypen, teilten die Wissenschaftler mit.

Bei dem „schnurrbärtigen“ Hundetyp, wie ihn etwa der Schnauzer repäsentiert, konnten die Wissenschaftler eine Veränderung in dem Gen RSPO2 dingfest machen. Cockerspaniels und ähnliche Hunderassen verdanken ihr seidiges, langes Haar dagegen einer Mutation in dem Gen FGF5. Die Locken des Irischen Wasserspaniels gehen auf eine spezielle Veränderung des Gens KRT71 zurück. Und wenn alle drei Varianten zusammen auftreten, entsteht ein Fell wie beim Pudel. Sowohl das „Langhaargen“ FGF5 als auch das „Lockengen“ KRT71 waren für die Wissenschaftler keine Unbekannten. Sie beeinflussen die Art des Fells auch bei Mäusen und Katzen und sie könnten auch die Haartracht des Menschen mitprägen, vermutet die Teamleiterin Elaine Ostrander vom NHGRI.

Die aus Steuermitteln finanzierte Untersuchung wurde ohnehin nicht unternommen, um die Neugier von Hundebesitzern über die Abstammung und Verwandtschaftsverhältnisse ihrer Lieblinge zu befriedigen. „Die Studie ist ein elegantes Beispiel für den Gebrauch genetischer Techniken, um die Wurzeln der biologischen Vielfalt zu ergründen“, erklärte Institutsdirektor Eric Green. Das gleiche Verfahren könne helfen, Erbanlagen zu finden, deren komplexes Zusammenwirken zu menschlichen Krankheiten wie Krebs, Herzleiden, Diabetes und Fettsucht führt, betonte auch Ostrander.

Quelle:

  • Cadieu E et al. Coat Variation in the Domestic Dog is Governed by Variants in Three Genes. Science doi:10.1126/science.1177808