Nur wenige Gourmets können sich wohl mit dem Gedanken anfreunden, Nigerianische Riesenratten oder Schwarze Leguane zu verspeisen. Dennoch – nach einem Vorschlag des amerikanischen National Research Council (NRC) sollen insgesamt 40 Arten exotischer Tiere und kleinwüchsige Formen „gewöhnlicher“ Kühe, Schweine und Schafe künftig einen wichtigen Beitrag zur Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung leisten.

Der – ernstgemeinte – Vorstoß erwartet bei einer Umstellung der Ernährung auf kleine Haustiere eine bessere Versorgung der Menschen in der Dritten Welt. Die Expertengruppe des NRC verweist auf das rasche Bevölkerungswachstum: „Haustiere für Entwicklungsländer sollten kleiner und handlicher werden; derzeit brauchen sie einfach zuviel Platz und verursachen zu hohe Kosten.“

Die Kommission begründet ihren Vorstoß damit, daß sämtliche Tiere auf der Liste relativ billig in Anschaffung und Unterhalt sind („Science“, Band 253, S. 378). Mit einer Tonne Heu etwa kann entweder eine einzige Kuh ernährt werden oder aber 300 Kaninchen. Ein weiterer Vorteil liegt in der sprichwörtlichen Vermehrungsrate der Kleinsäuger.

Neben Leguan und Riesenratte werden auch die nur 60 Zentimeter große Mexikanische Minikuh, das elf Kilogramm schwere Sudanesische Zwergschaf und die nepalesische Terai-Ziege als Kandidaten für den erweiterten Speiseplan der Dritten Welt genannt. Weitere Leckereien aus der Familie der Nagetiere: Pampashasen, Agutis, Viscachas und Pakas, allesamt Bewohner des südamerikanischen Kontinents.

(erschienen in DIE WELT am 24. August 1991)