Die Zahl der durch Osteoporose verursachten Knochenbrüche wird sich bis zum Jahr 2050 verdreifachen. Zur Vermeidung der Krankheit können allerdings eine lebenslange optimale Zufuhr von Calcium und Vitamin D sowie eine „ordentliche körperliche Belastung“ ihren Beitrag leisten, so Reinhard Ziegler, Direktor der Medizinischen Universitätsklinik I in Heidelberg.

Bei der Diagnose des Knochenschwunds, von dem etwa 10 Prozent der Bevölkerung betroffen sind, kann lediglich durch computertomographische Methoden ein echter Volumenwert der Knochendichte ermittelt werden. Darauf wies Christoph Reiners auf dem 18. Interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer „Fortschritt und Fortbildung in der Medizin“ hin. Zwar seien auch planare Verfahren wie die weitverbreitete Dual-Energy-X-Ray-Absorptiometrie (DXA) unter klinischen Bedingungen brauchbar. „Eine selektive Analyse von Spongiosa und Kompakta ist damit aber nicht möglich“, betonte der Direktor der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Universität Essen.

Bei der medikamentösen Behandlung der Osteoporose hat Jürgen Franke mit der Fluoridtherapie die besten Ergebnisse erzielt. Franke, der im Thüringischen Bad Liebenstein eine Kurklinik leitet, beobachtete eine über achtzigprozentige klinische Besserung sowie eine „drastische Reduktion der Wirbelfrakturrate von 750 Ereignissen pro 1000 Patientenjahre auf Null im dritten und vierten Behandlungsjahr.“ Einzig diese Behandlungsform könne einen jährlichen Zuwachs der Knochendichte von fünf bis acht Prozent bewirken. Allerdings gelte es, die Therapie sorgfältig zu überwachen und Dosierungen von 0,5 Milligramm Fluorid je Tag und Kilogramm Körpergewicht nicht zu überschreiten.

Der Anteil der Non-Responder liegt bei 20 Prozent. Arthralgien vor allem der Sprunggelenke treten bei etwa 30 Prozent der Patienten auf, was dann eine dreiwöchige Behandlungspause erzwingt. Franke warnte auch vor der Gefahr, eine Osteomalazie oder die besonders bei Patienten über 70 Jahren vorkommende Poromalazie zu übersehen. „Eine Fluoridgabe würde in einem solchen Fall zur Katastrophe führen.“

(erschienen in der Ärzte-Zeitung am 21.1.1994)