Trotz ihrer weiten Verbreitung ist die mechanische Prophylaxe von Thrombosen in der klinischen Forschung bisher eher stiefmütterlich behandelt worden. So erschienen in den letzten fünf Jahren über 500 Studien zur Thromboseprophylaxe; ganze 19 (3,7 Prozent) beschäftigten sich mit mechanischen Methoden. Dagegen werden in chirurgischen Kliniken zu 92 Prozent Thromboseprophylaxestrümpfe angewandt. Dies ergab eine Umfrage, über die Professor Dr. Thomas Wuppermann jetzt auf dem 18. Interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer „Fortschritt und Fortbildung in der Medizin“ berichtete.

Bettfahrräder werden in jeder fünften chirurgischen Klinik eingesetzt, die intermittierende pneumatische Kompression in zwei Prozent und die elektrische Wadenstimulation in 0,4 Prozent, sagte Wuppermann. Alle Verfahren werden in der Regel mit einer medikamentösen Prophylaxe kombiniert, so der Chefarzt der Abteilung Angiologie der Städtischen Kliniken Darmstadt.

Die Auswertung der wenigen Studien mit über 100 Patienten habe gezeigt, daß Strümpfe ebenso wie die pneumatische intermittierende Kompression die Thromboserate um die Hälfte bis zu zwei Dritteln senken können. Daten zur Lungenembolie liegen allerdings nicht vor.

„Jede Kombination von mechanischer und medikamentöser Prophylaxe ist erlaubt“, folgerte Wuppermann aus 15 Untersuchungen mit in der Regel kleinen Fallzahlen. Bei einer Metaanalyse von 45 Placebo-kontrollierten Studien an allgemein-chirurgischen Patienten erwies sich die Kombination von Antithrombosestrumpf mit intermittierender Kompression als wirksamste Methode. Hier betrug die Thromboserate nur 4,5 Prozent, gegenüber 9,9 Prozent unter Heparin plus Dihydroergotamin.

Nebenwirkungen sind bei der mechanischen Prophylaxe extrem selten zu beobachten, doch muß auf eine korrekte Anwendung geachtet werden. So ergab eine Studie, daß die intermittierende Kompression auf Intensivstationen bei 88 Prozent der Patienten richtig angewandt wurde, auf Allgemeinstationen dagegen nur bei jedem Dritten. Auch müssen Antithrombosestrümpfe passen, um nicht den venösen Abstrom zu behindern. „Die Thrombosegefahr wird dadurch erhöht, statt gesenkt“, warnte Wupppermann.

(erschienen in der Ärzte-Zeitung am 21.1.1994)