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Was sonst noch war in KW 34

Die Wochenschau 02-2010

  • Nach 25 Jahren Forschung gibt es (wieder einmal) Hoffnung auf einen Impfstoff gegen die Tropenkrankheit Malaria, meldet Marcus Theurer aus London in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Jo Cohen habe die Vakkzine für GlaxoSmithKline (GSK) entwickelt, den viertgrößten Pharmakonzern der Welt. Mitbeteiligt war als Geldgeber die von Microsoft-Gründer Bill Gates finanzierte Malaria Vaccine Initiative. Der Impfstoff befindet sich demnach in Phase III der klinischen Prüfung, einem Stadium in dem normalerweise die entscheidenden Daten für die Marktzulassung gesammelt werden. Laut Cohen liegt die Gefahr eines Scheiterns in dieser Phase nur noch bei 10 bis 15 Prozent – „gefühlsstatistisch“ scheint sie mir höher zu sein. Mag sein, dass GSK die gute Nachricht gerade jetzt verbreitet, weil das Unternehmen als einer der Hauptproduzenten eines Impfstoffes gegen die Schweinegrippe derzeit von vielen Seiten der Panikmache und Preistreiberei bezichtigt wird. Aber erstens glaube ich nicht an solch eine „Verschwörung“. Zweitens darf, wer Gutes tut, auch darüber reden. Und drittens ist die Malaria mit geschätzten 900000 Todesopfern jährlich nach vor einer der schlimmsten Killer unter den Infektionskrankheiten.
  • Die neuesten europäischen Zahlen zur so genannten Schweinegrippe fasst das Deutsche Ärzteblatt zusammen. Demnach haben sich bisher 36,4 Millionen Europäer gegen die neue Form der Influenza impfen lassen und zwar ohne, dass ein Anstieg schwerwiegender Impfkomplikationen erkennbar sei. Die Daten stammen aus einer Pressemitteilung der Europäischen Arzneimittelbehörde EMEA und von EudraVigilance, einem Netzwerk zur Erfassung von Nebenwirkungen bereits zugelassener Arzneien und Impfstoffe, wo man 8580 Berichte zur Schweinegrippe-Impfung registriert hat. Dem stehen bislang 2078 Todesopfer durch die neue Grippe in Europa gegenüber. Auch für die USA gibt es neue Zahlen, diesmal von deren „Krankheitskontrollzentrum“ CDC. Zwischen April und 12. Dezember 2009 gab es demnach geschätzte 55 Millionen Infektionen, das entspricht etwa etwa jedem sechsten Einwohner. Knapp 250000 mussten deswegen ins Krankenhaus, und 11160 Menschen starben. Danke für den Hinweis an Volker Stollorz, dem Experten zum Thema unter Deutschlands Wissenschaftsjournalisten.
  • Und zu guter Letzt frage ich Sie, ob sie es auch gemerkt haben. Dass nämlich das letzte Wochenende irgendwie mehr Spaß gemacht hat, als die Arbeitswoche davor? Dann geht es Ihnen wie Richard Ryan, Professor für Psychologie an der Universität von Rochester. „Von Bauarbeitern und Sekretärinnen bis hin zu Ärzten und Rechtsanwälten sind die Menschen von Freitag Abend bis zum Sonntag Nachmittag besser gelaunt und aktiver und sie haben weniger Sorgen und Schmerzen“. So lautet das Ergebnis einer Studie mit 74 arbeitenden Erwachsenen, die Ryan soeben im Journal of Social and Clinical Psychology veröffentlicht hat. Außerdem hat der Wissenschaftler festgestellt, dass es einen engen Zusammenhang gibt zwischen dem „Wochenend-Effekt“und 1. Der Freiheit, zu tun was man will sowie 2. Der Gelegenheit, Zeit mit den Menschen zu verbringen, die man liebt. Mit dieser Erkenntnis ist Ryan sicher ein heißer Kandidat für den Ig-Nobelpreis

Presseschau vom 31. Dezember

Ja, ja. Die guten Vorsätze. Einer davon ist, mehr Leben auf meine Webseiten zu bringen. Deshalb gibt´s ab sofort alle paar Tage diese Presseschau mit Meldungen, die im weitesten Sinne mit Medizin und Gesundheit zu tun haben. Und los geht´s:

  • Das Land Baden-Württemberg „sitzt auf“ 2,6 Millionen Dosen Schweinegrippe-Impfstoff, empört sich die Badische Zeitung auf Seite 1, und meldet im Innenteil, dies sei nur ein Drittel der bestellten Menge. Im Ländle wurden demnach nur etwa eine Million Einwohner geimpft (von denen ich einer bin) und der Preis liegt bei sieben Euro pro Dosis.Für 30 Prozent der Bundesbürger wurde deutschlandweit Impfstoff geordert, wobei man noch von zwei notwendigen Impfungen ausging. Jetzt will man mit den Herstellern verhandeln, um weniger abnehmen zu müssen. Im Kommentar ereifert sich Michael Neubauer: „Ob bei Weltgesundheitsorganisation oder bei Politikerrunden: Die Impfstoffhersteller saßen an den Krisentischen.“ Und weiter „Sich die Frage zu stellen, wie stark Politik und Öffentlichkeit der Pharmalobby auf den Leim gegangen sind, muss ein Pflichtvorsatz fürs neue Jahr sein.“ Sorry, da muss ich widersprechen. Mag sein, dass man die Gefahr überschätzt hat, doch wer hätte es besser machen können? Der Politkommentator der Badischen Zeitung vielleicht? Nein – diese Gleichung hatte einfach zu viele Unbekannte und mir ist es allemal lieber, dass mein Steuergeld und meine Krankenkassenbeiträge solch eine Lebensversicherung mitfinanzieren, als Abwrackprämien, Milchbauersubventionen und anderen Blödsinn.
  • Das Statistikamt der EU, Eurostat, hat Vergleichszahlen über die Jugend in den 27 Mitgliedsländern der EU vorgelegt. Für mich sind interessant die Zahlen über den Anteil der Raucher bei den 15 – 24jährigen (35 Prozent). Nur die Ungarn und die Österreicher quartzen demnach mehr. Auch beim Saufen stehen deutsche Jugendliche in der ersten Reihe: Jeder zweite der 15 – 16-Jährigen ist hierzulande mindestens ein Mal im Jahr betrunken, neun von zehn in diesem Alter tranken mindestens ein mal im Jahr Alkohol. Bei der Drogen stellte Eurostat fest, dass knapp 15 Prozent der Deutschen zwischen 15 und 34 Jahren kiffen und 1,7 Prozent koksen. Dick sind sie auch noch: Mit 26,5 Prozent Übergewicht für die Altersklasse von 15 bis 24 und 42,7 Prozent für die Altersklasse von 25 bis 34 liegen wir jeweils auf Platz drei unter den 27 EU-Ländern.