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Diabetische Neuropathie: Schwachstrom lindert Nervenschmerzen

Schmerzen und Missempfindungen, die häufig als Spätfolge der Zuckerkrankheit auftreten, können durch ein Implantat gelindert werden, das am Rückenmark eingepflanzt wird und dort mit schwachen Elektroimpulsen die Übertragung von Schmerzsignalen ans Gehirn unterbricht.

Dies ist das Ergebnis der bislang größten Studie ihrer Art mit 216 Patienten in mehreren US-Kliniken. Sie wurde vom Hersteller des Implantats, der Nevro Coporation bezahlt und eng begleitet, wie den Angaben zu Interessenkonflikten in der Publikation JAMA Neurology zu entnehmen ist.

Die durchschnittlich 61 Jahre alten Studienteilnehmer hatten im Mittel fast 11 Jahre an der Zuckerkrankheit (Diabetes) gelitten und 5,6 Jahre an einer peripheren Neuropathie. Diese Komplikation des Leidens beginnt meist mit Gefühlsstörungen in den Zehen, die dann über die Beine, Finger und Arme mit Kribbeln, Brennen und Schmerzen fortschreiten. Obwohl eine ganze Reihe von Schmerzmitteln gegen die diabetische Neuropathie eingesetzt werden, ist man damit längst nicht bei allen Patienten erfolgreich.

So auch bei den Studienteilnehmern, die nur unter der Voraussetzung teilnehmen durften, dass seit mindestens einem Jahr trotz der Gabe von Medikamenten unter Schmerzen litten, die mindestens den Wert 5 auf einer 10-teiligen Skala erreichten (Visuelle Analog-Skala, VAS). Die Probanden erhielten in der Studie weiterhin die übliche medizinische Versorgung, jedoch wurde nach dem Zufallsprinzip jedem zweiten zusätzlich das Stimulationsgerät HF10 eingepflanzt. Ähnliche Versuche wurden erstmals vor etwa 25 Jahren unternommen, und waren auch teilweise erfolgreich, jedoch erhoffte man sich von einer Stimulierung mit höheren Frequenzen (10 Kilohertz gegenüber damals 40 – 60 Hertz) bessere Ergebnisse.

Dies bestätigte sich auch in der halbjährigen Beobachtungszeit der aktuellen Studie: Mit dem Implantat erreichte 75 von 95 Patienten eine Schmerzlinderung von mindestens 50 Prozent, unter der ausschließlich regulären Versorgung waren es aber nur 5 von 94. Und während der durchschnittliche VAS-Wert sich mit den Implantaten von 7,6 auf 1,7 verringerte, gab es in der Kontrollgruppe mit 7,0 gegenüber 6,9 keine nennenswerte Veränderung.

Ganz ohne Nebenwirkungen wurde dieser Erfolg allerdings nicht erkauft: Bei 2 Patienten musste das Implantat wegen Infektionen entfernt werden, und bei 3 gab es Komplikation an der Wundstelle.

Quelle und weitere Infos:

Geld lindert Schmerzen

Menschen, die vor Gericht ein Schmerzensgeld zugesprochen bekommen, leiden wahrscheinlich weniger. Diesen Schluss legt zumindest eine Untersuchung der Psychologin Wiebke Gandhi vom Zentrum für Schmerzforschung der McGill Universität in Montreal nahe. „Unsere Studie zeigt, dass Menschen die eine finanzielle Belohnung erhalten, weniger Schmerz verspüren. Umgekehrt wurden Schmerzen unserer freiwilligen Versuchsteilnehmer aber auch schlimmer, nachdem sie zuvor Geld verloren hatten“, erklärte Gandhi in San Diego auf der weltweit größten Versammlung von Hirnforschern, der Jahrestagung der US-amerikanischen Society for Neuroscience.

Gandhi wusste bereits, dass Schmerz und Belohnung im Gehirn in ähnlichen Systemen verarbeitet werden und wollte daher genauer untersuchen, wie die beiden Gefühle sich gegenseitig beeinflussen. Bekannt war bereits, dass Drogen, gutes Essen, schöne Musik und auch erotische Bilder Schmerzen beim Menschen zu lindern vermögen.

An dem Experiment hatten jeweils zwölf Männer und Frauen teilgenommen, die mit zwanzig Dollar Spielgeld darauf wetteten, ob ein Glücksrad auf den Farben Rot oder Blau zum Stillstand kommen würde. Gleichzeitig mit dem Ergebnis erhielten die Probanden mit einer Elektrode einen mehr oder weniger unangenehmen Hitzereiz am Bein. Als die Freiwilligen gebeten wurden, die Stärke ihrer Schmerzen zu bewerten, zeigte sich, dass verlorene Wetten die Schmerzen verschlimmerten, obwohl die Dauer und die Temperatur des Hitzereizes unverändert waren. Umgekehrt vermeldeten die Versuchsteilnehmer jeweils geringere Schmerzen, wenn sie gerade eine Wette gewonnen hatten.

„Geld hat demnach einen bedeutenden Einfluss auf die Schmerzwahrnehmung gesunder Menschen“, sagte Gandhi. Als nächstes will die Hirnforscherin nun heraus finden, ob dies auch für Menschen gilt, die unter andauernden oder wiederkehrenden (chronischen) Schmerzen leiden. „Wenn wir das Verhältnis zwischen Schmerz und Belohnung besser verstehen, könnten davon auch diese Patienten profitieren“, hofft Gandhi.

  • Tiede, W, Elfassy N., Schweinhardt P. Monetary reward attenuates pain perception. Abstract 79.10. 2010 Neuroscience Meeting Planner. San Diego, CA: Society for Neuroscience, 2010. Online.