Ein interessanter Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung motiviert mich zu diesem Einwurf. Der Autor Ori Schipper berichtet hier über eine geplante Revolution. Eine Revolution, mit der manche Psychologen die angeschlagene Glaubwürdigkeit ihre Faches wiederherstellen wollen. Im Einstieg verweist Schipper auf eine Stichprobe von 100 Studien, die alle in renommierten Fachzeitschriften der Psychologie erschienen waren. Nur bei 39 Untersuchungen konnte die gleichen Effekte nochmals nachgewiesen wurden. Zwar fehlt eine Quellenangabe, aber ich denke, er hat diese Veröffentlichung aus dem Jahr 2015 gemeint.
Ob eine Studie allerdings „nur“ schlampig und fehlerhaft ist, oder ob die Daten bewusst manipuliert wurden, um die Thesen der Autoren zu untermauern, ist schwer zu unterscheiden. Sicher ist: Es gibt (auch) in der psychologischen Forschung schwarze Schafe, die das schöne Wort „Wissenschaft“ auf – sagen wir „eigenwillige“ ? – Art interpretieren.
Ein Teil der Schuld liegt aber auch bei Medienvertretern, die sich eine gute Geschichte nur ungern von Fakten ruinieren lassen, wie ein Kollege bei einem großen Nachrichtenmagazin nur halb im Scherz bemerkte. Geht man nämlich der guten Geschichte nach, recherchiert aus mehreren Quellen, oder fragt gar die Konkurrenz um deren Meinung, so löst sich das Ganze vielleicht in Luft auf. „Außer Spesen nix gewesen“ heißt es dann. Der Extra-Aufwand wird nicht etwa belohnt, sondern mit sinkender Produktivität und ausgefallenem Honorar bestraft. Dann doch lieber Aufmerksamkeit generieren, denn das zahlt sich in beruflicher und gesellschaftlicher Hinsicht eher aus.
Womöglich bin selbst schon diesen Mechanismen zum Opfer gefallen, war nicht skeptisch genug, habe eine Geschichte lieber mit ein paar Zitaten weniger angreifbar gemacht, als im Zweifel ganz darauf zu verzichten. Gerne würde ich meinen Fundus von etwa 5000 veröffentlichten Texten überprüfen, aber dafür fehlt mir schlicht die Zeit. Siehe oben.
Das beste, was mir eingefallen ist, war, mit Hilfe der KI ein paar Namen zu nennen, bei denen Skepsis angebracht ist. Meine Frage an ChatGPT Version 4.0 lautete:
Welche viel beachteten Studien in der Psychologie waren gefälscht?
Hier die leicht überarbeitete Antwort:
Es gab mehrere hochkarätige Studien in der Psychologie, die sich im Nachhinein als gefälscht oder zumindest fragwürdig herausstellten. Hier sind einige der bekanntesten Fälle:
1. Diederik Stapel, ein renommierter niederländerischer Sozialpsychologe, wurde 2011 entlarvt, nachdem festgestellt wurde, dass er Daten in Dutzenden von Studien gefälscht hatte. Seine Forschung umfasste Themen wie soziale und kognitive Psychologie, und viele seiner Arbeiten wurden in hochrangigen wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht.
Mehr als 50 seiner Publikationen wurden zurückgezogen, und Stapel verlor seinen akademischen Titel und seine Position.2. Karen Ruggiero, eine Sozialpsychologin, die an der Harvard University arbeitete, wurde 2001 des wissenschaftlichen Fehlverhaltens überführt. Sie hatte Daten in mehreren Studien gefälscht, die sich mit Diskriminierung und sozialen Ungleichheiten befassten. Sie trat von ihrer Position zurück und mehrere ihrer Publikationen wurden zurückgezogen.
3. Marc Hauser, ein renommierter Psychologe und Primatenforscher an der Harvard University, wurde 2010 beschuldigt, Daten in mehreren Studien manipuliert und gefälscht zu haben, die sich mit tierischem Verhalten und kognitiver Entwicklung befassten. Hauser trat von seiner Position zurück und mehrere seiner Arbeiten wurden zurückgezogen.
4. Jens Förster, ein deutscher Sozialpsychologe, wurde 2014 beschuldigt, in mehreren seiner Studien Daten manipuliert zu haben. Seine Forschung konzentrierte sich auf Themen wie Priming und soziale Urteilsbildung. Die Universität Groningen entschied, dass einige seiner Arbeiten fragwürdig waren, und mehrere seiner Publikationen wurden zurückgezogen.
5. Brian Wansink, ein Ernährungspsychologe an der Cornell University, wurde 2017 wegen unzureichender wissenschaftlicher Praktiken und Datenmanipulation in einer Reihe von Studien kritisiert. Seine Forschung befasste sich hauptsächlich mit Essgewohnheiten und Ernährungspsychologie. Wansink trat 2019 von seiner Position zurück, und viele seiner Arbeiten wurden zurückgezogen oder korrigiert.
Wie gesagt: Ich kann nicht ausschließen, dass auch unter meinen veröffentlichten Psychologie-Geschichten die eine oder andere einer harten Prüfung nicht standhält. Zu Ihrer Beruhigung darf ich allerdings sagen, dass ich diese Webseite hier auf alle oben genannten verdächtigen Namen überprüft habe. Es gab keine Treffer, und daher auch keinen Anlass für Korrekturen, Ergänzungen oder gar die Löschung von Texten. Puh – Glück gehabt!