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Mit dunkler Schokolade gegen den Schlaganfall?

Als Schokoladen-Fan freue ich mich über die folgende Pressemitteilung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung in Postdam-Rehbrücke. Wenn es stimmt, was dessen Wissenschaftler in einer großen Studie mit 20000 Teilnehmern heraus gefunden haben, dann ist ein tägliches kleines Stück (rezeptfreier) dunkler Schokolade ähnlich wirksam zur Senkung des Schlaganfall- und Herzinfarkt-Risikos, wie die besten Medikamente, die es derzeit gegen Herzkreislauferkrankungen gibt. Natürlich ist dies kein seriöser Vergleich, und mancher Kollege wird mich deshalb vielleicht schelten, denn untersucht wurden im ersten Fall die Ernährungsgewohnheiten gesunder Männer, während die Medikamente ja in der Regel nur besonders gefährdeten Personen verschrieben werden. Aber interessant wäre es doch, so eine Vergleichsstudie von Statinen gegen Schokolade und ich würde mich dafür sogar freiwillig melden…

Langzeitstudie: Schokolade kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken

Der tägliche Verzehr von einem kleinen Stück Schokolade kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken, insbesondere für Schlaganfall. Dabei ist der Effekt zum Teil auf eine blutdrucksenkende Wirkung der Schokolade zurückzuführen. Zu diesem Ergebnis kam ein Forscherteam vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE), nachdem es die Daten einer großen Langzeitstudie mit circa 20000 Teilnehmern ausgewertet hatte.

Mmmm - dunkle Schokolade. Und gesund ist sie auch noch, denn sieben Gramm am Tag senken den Blutdruck senken und verringern dadurch das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle (Foto: Wikipedia)

Der in dunkler Schokolade enthaltene Kakao enthält viele Flavanole, die sich günstig auf die Elastizität der Blutgefäße und den Blutdruck auswirken. Dies haben in den letzten Jahren verschiedene klinische Kurzzeitstudien belegen können. Ergebnisse aus Langzeitstudien gab es aber kaum. Für die DIfE-Forscher war dies der Grund, den Sachverhalt mit Hilfe der Potsdamer Epic-Studiendaten zu überprüfen und mit dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung zu bringen. Die Epic-Studie ist ein europaweites Projekt, das die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht. Insgesamt hat Epic 519000 Teilnehmer, deren Daten von 23 Zentren in zehn Ländern erfasst werden. Epic ist eine prospektive Studie, was bedeutet, dass TeilnehmerInnen zu Beginn der Studie noch nicht an der zu untersuchenden Krankheit leiden. Die Risikofaktoren für eine bestimmte Erkrankung lassen sich so vor ihrem Entstehen erfassen. Bei retrospektiven („zurückschauenden“) Studien dagegen werden bereits erkrankte Menschen befragt. Diese Methode hat aber eine geringere Aussagekraft, weil die Daten durch ein schlechtes Gedächtnis und verfälschte Erinnerungen der Studienteilnehmer ungenauer sind.

In der aktuellen Studie erlitten während der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von etwa acht Jahren 166 Studienteilnehmer einen Herzinfarkt – 136 Personen erkrankten an einem Schlaganfall. Aus den in den Jahren 1994 bis 1998 erhobenen Epic-Basisdaten ermittelten die Forscher die Zusammenhänge zwischen dem Schokoladenverzehr, dem Blutdruck und dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Wie die Studie zeigt, haben Personen, die im Schnitt etwa sieben Gramm kakaohaltiger Schokolade pro Tag verzehren, im Vergleich zu Personen, die nur wenig Schokolade essen, ein um fast 40 Prozent verringertes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei sank das Schlaganfallrisiko um fast die Hälfte – das Herzinfarktrisiko verminderte sich um 27 Prozent. Der Erstautor der neuen Studie, Brian Buijsse, war bereits vor vier Jahren durch die Auswertung einer niederländischen Bevölkerungsstudie mit 470 Männern zu ganz ähnlichen Ergebnissen gekommen: Dort hatte sich gezeigt, dass Personen, die im Durchschnitt täglich vier Gramm Kakao verzehren, nicht nur einen niedrigeren Blutdruck, sondern in dem 15-jährigen Beobachtungszeitraum auch ein vermindertes Risiko hatten, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Vier Gramm Kakao ist eine Menge, die mit zehn Gramm Bitterschokolade vergleichbar ist.

„Schokolade ist für ihren blutdrucksenkenden Effekt bekannt. Da ein hoher Blutdruck für Schlaganfälle ein stärkerer Risikofaktor ist als für Herzinfarkte, haben wir erwartetet, dass der Schokoladenverzehr auch stärker mit einem verminderten Schlaganfallrisiko verbunden ist. Genau dies haben wir in den Studiendaten gesehen“, sagte Buijsse.

In der aktuellen Studie hatten die Personen mit dem höchsten Schokoladenverzehr einen geringeren Blutdruck als die Personen mit dem geringsten Schokoladenverzehr. Allerdings war der Blutdruckunterschied weniger stark ausgeprägt als in anderen Studien. Ein Grund für die relativ geringe Blutdrucksenkung könne die Vorliebe der meisten Studienteilnehmer für Vollmilchschokolade sein, mutmaßt Buijsse. Denn Vollmilchschokolade hat einen geringeren Kakaoanteil als Bitterschokolade und somit auch einen geringeren Anteil an blutdrucksenkenden Flavanolen.

Heiner Boeing, Studienleiter der Potsdamer EPIC-Studie, merkt an, dass die neuen Studienergebnisse keinen Freibrief für einen ungehemmten Schokoladenverzehr erteilen. Denn Schokolade in großen Mengen konsumiert macht dick und ist damit ungesund. Geringe Mengen Schokolade können dagegen die kardiovaskuläre Gesundheit verbessern. Dabei sind insbesondere Schokoladen mit einem hohen Kakaoanteil zu empfehlen.

Quellen:

Buijsse et al. Chocolate consumption in relation to blood pressure and risk of cardiovascular disease in German adults. European Heart Journal DOI 10.1093/eurheartj/ehq068

Buijsse B, Feskens EJ, Kok FJ, Kromhout D. Cocoa intake, blood pressure, and cardiovascular mortality: the Zutphen Elderly Study. Arch Intern Med. 2006 Feb 27;166(4):411-7.

Klima & Gesundheit: Bewegung ist besser als Spritsparen

Statt Autos mit niedrigem Benzinverbrauch zu kaufen sollten umweltbewusste Menschen lieber aufs Fahrrad umsteigen oder zu Fuß gehen, rät ein internationales Team von Wissenschaftlern. Wie Professor Ian Roberts, James Woodcock und deren Kollegen in der Fachzeitschrift Lancet für die Großstädte London und Delhi vorrechnen, ließe sich damit nicht nur die Luftverschmutzung reduzieren, sondern auch mehrere Tausend Todesfälle jährlich verhindern. Die Forscher von der London School of Hygiene and Tropical Medicine sowie weiterer Einrichtungen in Großbritannien, Indien, den USA und Neuseeland hatten mehrere Szenarien für die Verkehrsplanung bis zum Jahr 2030 entworfen und deren Auswirkung auf die Gesundheit der Menschen berechnet.

Trotz der gewaltigen Unterschiede zwischen den beiden Millionenstädten London und Delhi ergaben sich in beiden Fällen klare Vorteile für eine Politik, bei der die Bedürfnisse von Fußgängern und Radfahrern gegenüber dem motorisierten Verkehr Vorrang haben. Für die englische Hauptstadt mit ihren 7,5 Millionen Einwohnern ließen sich dadurch ein Zehntel bis zu einem Fünftel aller Herzerkrankungen und Schlaganfälle verhindern, was bis zu 6800 Todesfällen jährlich entsprechen würde. Auch an Demenzen, Brust- und Darmkrebs sowie an Diabetes und Depressionen würden voraussichtlich jeweils mehrere Hundert Menschen pro Jahr weniger sterben, schätzen die Forscher. Bei ihren Hochrechnungen berufen sie sich auf insgesamt 79 Studien mit mehr als einer Million Teilnehmern. Sie alle haben gezeigt, dass Menschen, die sich mehr bewegen, seltener von den genannten Krankheiten betroffen sind.

Vergleicht man nun die Bevorzugung von Fußgängern und Radfahrern mit einer Politik, die auf den vermehrten Einsatz von Energie sparenden Autos setzt, so brächte die Förderung der „aktiven Bewegung“ in London einen 40 Mal größeren Nutzen für die Gesundheit; in Delhi wäre der Nutzen sieben Mal so groß. Dabei gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Londoner doppelt so viel zu Fuß gehen wie heute und acht mal so große Entfernungen mit dem Fahrrad zurück legen. Im Jahr 2030 müssten sie dann im Durchschnitt 573 Kilometer laufen und 1239 Kilometer Rad fahren. Die Forscher merken an, dass solche Werte in einigen besonders umweltbewussten Städten Europas bereits erreicht werden, beispielsweise in Kopenhagen, Amsterdam und Freiburg.

In ihren Szenarien haben Roberts und Woodcock auch den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid berechnet. Macht man ohne große Änderungen weiter wie bisher („Business-as-usual“), so wird sich der Ausstoß pro Kopf in London auf 1,17 Tonnen erhöhen – eine Zunahme von vier Prozent gegenüber dem Jahr 1990. Erzwingt die Politik den Einsatz Energie sparender Autos, so würde der Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 auf 0,73 Tonnen sinken – ein Rückgang um 35 Prozent gegenüber dem Jahr 1990. Anreize, mehr zu Fuß zu gehen und das Fahrrad zu benutzen, hätten einen geringfügig größeren Effekt auf die CO2-Emissionen: Jeder Londoner würde dann 0,69 Tonnen Kohlendioxid verantworten; das wären 38 Prozent weniger als im Jahr 1990.

Den größten Gewinn für Mensch und Umwet hätte man, wenn beide Maßnahmen miteinander verbunden würden. Mit einem Pro-Kopf-Ausstoß von 0,45 Tonnen CO2 wäre dann eine Verringerung des Werte von 60 Prozent gegenüber 1990 erreicht. Die Einwohner von Delhi würden dann mit 0,36 Tonnen zwar weniger CO2 als ihre Zeitgenossen in London verursachen, ihr Ausstoss gegenüber 1990 hätte sich gleichwohl verdoppelt.

„Wenn man Stadtfahrten mit dem eigenen Auto durch aktive Bewegung ersetzt, lassen sich erhebliche Gewinne für die Gesundheit und reduzierte Kohlendioxid-Emissionen erreichen“, bilanzieren die Forscher. Den Stadt- und Verkehrsplanern empfehlen sie: „Der Gang zu Fuss oder die Fahrt mit dem Rad sollte in der Stadt jeweils die direkteste, bequemste und schönste Route sein.“ Dafür müsse man Investitionen umschichten vom Straßenbau hin zu einer besseren Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger. „Gegenüber Autos und Lastwagen sollten Fußgänger und Radfahrer den direkten Weg für sich haben und an den Kreuzungen die Vorfahrt genießen“, fordert das Wissenschaftlerteam.

Quelle:

Woodcock, J et al. Public health benefits of strategies to reduce greenhouse-gas emissions: urban land transport. The Lancet, online 25 November 2009 DOI:10.1016/S0140-6736(09)61714-1

Das war die Woche 33

Kennen Sie das? Diese langen Listen, die man sich zum Anfang der Woche macht – nur um Ende der Woche festzustellen, dass wieder einmal 18 Dinge dazwischen gekommen sind und die Liste deshalb eher länger als kürzer geworden ist. Dass so viele „wichtige“ Dinge wieder einmal liegen geblieben sind? „Dann mache ich es eben nächste Woche“ – sage ich mir – und erklimme damit die nächste Stufe der Selbsttäuschung.

Warum ich Ihnen das alles erzähle? Es ist die Rechtfertigung dafür, dass auf dieser Webseite längst nicht alles steht, was wichtig ist – nicht einmal das, was in den Bereichen Medizin & Pharma, Hirnforschung & Gentechnik binnen einer Woche passiert, kann ein Einzelner verarbeiten. Als Minimallösung – und damit Sie wenigstens eine Ahnung davon bekommen, was ich alles NICHT übersehen habe, führe ich hiermit die Wochenrückschau ein:

  • Die Kraft, die aus der Rübe kommt – Angeblich steigert Rote Beete die Ausdauer um 16 Prozent, so Forscher der Universität Exceter. Vorher war bereits bekannt, dass der Rübensaft den Blutdruck senken kann, aber für mich sind diese Behauptungen noch kein Grund, die Isogetränke beim Mountainbiken durch Gemüsesaft zu ersetzen.
  • Facebook-Nutzer sind öfter eifersüchtig – Mit dieser Meldung kommt die Fachzeitschrift CyberPsychology & Behaviour zum ersten mal in die Schlagzeilen. Befragt wurden verliebte Jugendliche und heraus kam, dass diese auf Facebook Informationen über den Partner finden, die sie mißtrauisch machen und dazu verführen, mehr Zeit online zu verbringen, um die Aktivitiäten des Partners zu verfolgen. Einige Studienteilnehmer beschrieben dieses Verhalten selbst als eine Sucht. Eine Stellungsnahme von Facebook habe ich nicht gefunden.
  • Forscher finden „Jucknerven“ – berichtet das Magazin Science. Fündig wurde Dr. Zhou-Feng Chen von der Washington-Universität im Bundesstaat Seattle, der bereits das „Juckgen“ GRPR entdeckt hat und über den ich in dem Artikel „Hirnforschung gegen Juckreiz“ berichte.
  • Erbgut-Entschlüsselung immer billiger – Stephen Quake, ein Professor an der kalifornischen Universität Stanford hat seine gesamten Erbanlagen (sein „Genom“) angeblich für weniger als 50000 Dollar ausgelesen und dafür nur zwei weitere Forscher gebraucht. Acht Jahre zuvor waren die ersten beiden Genome veröffentlicht worden, was jeweils mehrere hundert Millionen Dollar und die Mitarbeit von mehr als 250 Forschern erfordert hatte. Quake, der die selbst entwickelte SMS-Technik (für single molecule sequencing) vermarkten und die Entschlüsselung des eigenen Genoms für jedermann erschwinglich machen will, fand einen schönen Vergleich: „Eine Aufgabe, die so viel gekostet hat wie eine Boing 747 und ein Team, das die Hälfte dieses Flugzeuges gefüllt hätte, kostet nun so viel wie eine Luxuslimousine und die Leute dafür hätten auf dem Rücksitz Platz.“
  • Optimistische Frauen leben länger und haben seltener Herzkrankheiten – dies ergab die bislang größte Studie zum Thema mit fast 100000 Teilnehmerinnen, veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Circulation“ der US-amerikansichen Herzgesellschaft. Auch anders herum wird ein Schuh daraus: „Die Mehrheit der Beweise legt nahe, dass ein hohes Maß an negativem Denken die Gesundheit gefährdet“, so Studienleiterin Hilary A. Tindle von der Universität von Pittsburgh. Für Krebserkrankungen gibt es dagegen keine eindeutigen Hinweise, dass eine optimistische Grundhaltung sich auf den Verlauf des Leidens auswirkt, ist einem Beitrag in der Septemberausgabe des Magazins Gehirn & Geist zu entnehmen. Dort erklärt der Psychoonkologe Volker Tschuschke vom Universitätsklinikum Köln, dass die Psyche zwar nachweislich auf das Immunsystem und dass es handfeste Beweise dafür gibt, dass dauernde Niedergeschlagenheit das Immunsystem schwächt. Allerdings, so Tschuschke konnten Studien bislang nicht eindeutig belegen, dass negative Emotionen und Pessimismus das Tumorwachstum förderten oder dass umgekehrt positives Denken die Heilungschance verbessert.
  • Hoffnungsschimmer für Gentherapie – das mit dem Hoffnungsschimmer darf man wörtlich nehmen, den viel mehr sehen die drei Patienten nicht, über die das New Enland Journal of Medicine berichtet, ein Jahr nachdem sie mithilfe der Gentherapie gegen eine sehr seltene Form erblicher Blindheit behandelt wurden, die Leber-Amaurose. Die drei Patienten waren blind und können noch immer keine Buchstaben lesen, jedoch „einen schwachen Lichtschein ausmachen“, wie die Ärzte von den Universitäten von Pennsylvania in Philadelphia und von Florida in Gainesville bekannt gaben. Eine Patienten hatte sogar bei einer Autofahrt erstmals die Uhr auf dem beleuchteten Armaturenbrett bemerkt.