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Hirnscans zeigen das Kühlsystem im Kopf

Jeder kennt sie, die faszinierenden bunten Bilder von der „Aktivität“ unseres Denkorgans. Doch was genau mit der zugrunde liegenden Methode der funktionellen Kernspintomographie (fMRI, auch Kernspinresonanz genannt) dargestellt wird, ist unter Experten umstritten. Nun glauben japanische Hirnforscher, das Rätsel gelöst zu haben: Dort, wo der Computer Hirnregionen in rot oder anderen warmen Farbtönen darstellt, fließt besonders viel Blut, weil dort die Wärme abgeleitet werden muss, die von aktiven Nervenzellen produziert wird, schließen die Professoren Tsutomu Nakada und Kiyotaka Suzuki von der japanischen Niigata-Universität aus Modellrechnungen, die sie kürzlich auf einem Fachkongress in Chicago vorgestellt haben.

Hirnaktivität beim Tippen mit dem linken Zeigefinger (Foto: Wikipedia)

Hirnaktivität beim Tippen mit dem linken Zeigefinger (Foto: Wikipedia)

„Was immer wir tun erfordert Arbeit vom Gehirn“, erklären die Forscher. Welche Teile des Denkorgans dabei aktiv werden, hängt von der Art der Arbeit ab – sei es ein Fußball- oder ein Schachspiel. Bekannt ist, dass dann auch der Blutfluss in den beteiligten Hirnregionen zunimmt und dass die fMRI diese Veränderung anhand der Menge der von roten Blutkörperchen transportierten Sauerstoffmoleküle sichtbar machen kann. Die bisherige Vermutung, dass dies den Nährstoffverbrauch der Nervenzellen widerspiegelt, sei jedoch falsch, beteuern Nakada und Suzuki. Deren Berechnungen zufolge wäre im Blutstrom nämlich etwa sechs Mal mehr Energie in Form von Zucker- und Sauerstoffmolekülen enthalten, als die Nervenzellen für ihre Aktivitäten benötigen. „Dieser Unterschied war für Hirnforscher bislang ein ärgerliches Rätsel“, sagen die Japaner, und sie verweisen darauf, dass solch riesigen Unterschiede zwischen Verbrauch und Bedarf in der Natur äußerst ungewöhnlich seien.

Ihre Forschung zeige nun, dass die bei der fMRI gemessene Zunahme des Blutflusses ein Mechanismus ist, mit dem das „Überhitzen“ von Nervenzellen verhindert wird. Der Blutfluss, der in nicht aktiven Hirnregionen – also im „Ruhezustand“ – statt findet, würde nämlich nur drei Viertel der Wärme abtransportieren können, die von aktiven Teilen des Denkorgans erzeugt wird. „Unser Modell hat bestätigt, dass die Zunahme des Blutflusses bei der Aktivierung von Hirnregionen genau den nötigen Umfang hat, um die zusätzliche Wärme abzuführen“, rechen die Neurowissenschaftler vor.

Quelle:

  • Nakada T, Suzuki K, Kwee I.L.: Excess heat removal is likely to be the main role of increase in regionla blood flow associated with brain activation. Abstract 406.3 des 2009 Neuroscience Meeting Planner. Chicago, IL: Society for Neuroscience, 2009. Online.

Weitere Informationen:

Blick unter die Schädeldecke

Ohne einen Tropfen Blut zu vergießen können Forscher heute jeden Winkel des menschlichen Gehirns mit einer Genauigkeit im Millimeterbereich sichtbar machen und vermessen. Die modernste Methode ist die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT), auch Kernspintomographie genannt. Berührungsfrei und ohne schädliche Strahlung zeigt sie den Sauerstoffverbrauch im Gehirn als Maß für dessen Aktivität in anschaulichen bunten Bildern. Dabei ist es üblich, erhöhte Aktivität gegenüber dem Ruhezustand mit „warmen“ Farben darzustellen (gelb, orange, rot), eine verminderte Aktivität dagegen in abgestuften Blautönen. Ohne diese Bilder sind die von Fachbegriffen strotzenden Ortsangaben der Neuroforscher für Laien nur schwer nachzuvollziehen.

Altsprachliche Grundkenntnisse helfen zwar, Lagebezeichnungen wie medial (mittig), lateral (seitlich) und anterior / posterior (vorne / hinten) zu verstehen oder das Aussehen von Strukturen wie Sulcus (Furche), Nucleus (Kern), Ganglien (Knoten) und Amygdala (Mandelkern). Unter der Walnuß-artigen Oberfläche des Gehirns verbergen sich jedoch Hunderte verschiedener Einheiten, die mal scharf getrennt und mit dem bloßen Auge zu erkennen sind, oft aber auch ineinander übergehen.

Eigenständige Namen gibt es zudem sowohl für diese anatomischen Einheiten als auch für Gewebe, die sich im Laufe der Evolution oder der Hirnreifung zu unterschiedlichen Zeitpunkten ausbilden (Rückenmark, Kleinhirn, Zwischen- oder Mittelhirn, Großhirnrinde). Wieder andere Fachtermini gibt es für Nervenbahnen, die untereinander verbunden sind und denen man bestimmte Funktionen zuweisen konnte wie das limbische System (Gefühle) oder das nach seinem Entdecker benannte Broca-Areal (Sprache).

Manchmal verständigt man sich über die Richtung des Signalflußes (hinführend = afferent, wegführend = efferent), die Art der hauptsächlich benutzten Botenstoffe („serotonerg“ für Serotonin, „dopamerg“ für Dopamin usw.) oder das Erscheinungsbild unter dem Mikroskop („granulös“, „Säulen“, „Pyramidenzellen“). Natürlich muss ein Hirnforscher in der Lage sein, all diese Bezeichnungen auch zu kombinieren und er muss lernen, sie nicht nur in seiner Muttersprache, sondern auch in der Wissenschaftssprache Englisch zu verstehen und richtig auszusprechen.