Mit entzündungshemmenden Medikamenten ist es amerikanischen Wissenschaftlern im Tierversuch gelungen, die Entstehung einer rheumatoiden Arthritis zu verhindern. N-Monomethyl-Arginin (NMMA), ein Wirkstoff der gegenwärtig in klinischen Versuchen gegen den septischen Schock erprobt wird, ist der prominenteste Vertreter der neuen Substanzklasse, die offensichtlich die Bildung des gasförmigen Immunmodulators Stickoxid (NO) verhindern kann.

Falls dessen Rolle bei der Entstehung entzündlicher Prozesse in weiteren Experimenten bestätigt wird, könnte dies schnell zu einer neuen Klasse von Medikamenten führen, mit der sich entzündliche Erkrankungen auch beim Menschen kontrollieren lassen, schreibt der Leiter des zehnköpfigen Forscherteams, Dr. Brice Weinberg vom Medical Center der Duke-Universität (North Carolina) in der Februarausgabe des Journal of Experimental Medicine (Band 179  S. 651).

Ursprünglich hatten die Wissenschaftler festgestellt, daß Mäuse, die eine dem systemischen Lupus erythematodes ähnliche Krankheit entwickeln, spontan zehnmal mehr Stickoxid produzieren als ihre gesunden Artgenossen. Die vielseitige Verbindung – sie erweitert die Blutgefäße und wirkt als Neurotransmitter bei der Ausbildung des Langzeitgedächtnisses – spielt auch bei der Immunantwort eine wichtige Rolle: Aktivierte Makrophagen produzieren NO und zerstören damit Bakterien und Pilze.

Kurz vor dem Zeitpunkt, an dem bei unbehandelten Versuchstieren normalerweise die Lupus-ähnliche Krankheit mitsamt den Symptomen einer rheumatoiden Arthritis zum Ausbruch kam, erhielten zehn Mäuse über zehn Wochen die Testsubstanz. Im Gegensatz zu den Kontrolltieren war bei den NMMA-behandelten Mäusen keine Überproduktion von NO mehr festzustellen. Sie entwickelten weder eine Arthritis noch Nierenschäden, auch waren keine Nebenwirkungen der Medikation feststellbar.

Die beteiligten Wissenschaftler glauben daher, daß ein Großteil der Schäden, die in Arthritis-Patienten beobachtet werden, auf die Einwirkung von Stickoxid zurückgehen. Vermutlich wird die Verbindung durch eine Kaskade von Zellreaktionen erzeugt, die für Autoimmunerkrankungen typisch sind, sagte Weinberg.

(erschienen in der Ärzte-Zeitung am 25.2.1994)

Quelle:

Weinberg JB, Granger DL, Pisetsky DS, et al. The role of nitric oxide in the pathogenesis of spontaneous murine autoimmune disease: increased nitric oxide production and nitric oxide synthase expression in MRL-lpr/lpr mice, and reduction of spontaneous glomerulonephritis and arthritis by orally administered NG-monomethyl-L-arginine. J Exp Med. 1994;179(2):651-660. doi:10.1084/jem.179.2.651.